formlosen Hausen, den die Marschkolonne darstellt,
plumpt schwer in den Chausseegraben. Schließlich treibt
nur noch ein verworrener Schwarm wankender Schatten¬
gestalten bergan.
Auch das endet. Ein Bergstädtchen, menschenleer,
finster, nur vom bleichen Mondlicht irr durchflutet.
„Ich verteile die Häuser!" ruft der Kommandeur.
„Diese vier — Zweite."
„Zu Befehl. Gut' Nacht, Herr Major."
„Gut' Nacht, Bloem. Machen Sie sich aus kurze Rast
gefaßt. Es ist jetzt Mitternacht: um vier Uhr Abmarsch."
Ich bin ganz leidlich untergekommen. Sogar noch
Leute sind in dem Hause, das ich betrete. Zitternd, doch
freundlich und beflissen nimmt ein ältliches Paar uns
auf, es gibt Kaffee, Wein, gekochte Eier und Kartoffeln,
es gibt ein Bett ...
Zuvor muß ich nach meinen Leuten schauen. Sie sind
im Begriff, sich in den Nachbarhäusern einzurichten.
In den Nachbarhäusern. Zum Umsinken erschöpft, kann
ich mir's doch nicht versagen, alle diese drei Häuser zu
ersteigen bis in den dritten Stock, alle diese Kammern
zu durchstreifen, in denen meine völlig zusammenge¬
brochenen armen Kerle sich einrichten beim müden
Flackern der Kerzenstümpfe, die sie im Tornister mit¬
geführt.
Seit acht Tagen haben diese Häuser, von ihren Be¬
wohnern verlassen, bei hastigem Durchzug der Flucht und
Verfolgung als Quartier gedient für Freund und Feind
des Landes. Ich glaubte des Kriegsgrauens nachgerade
gewohnt zu sein: das hatte ich noch nicht gesehen. Nicht
gesehen, was acht Tage Kriegsschrecken, ohne Gefecht,
ohne Granaten und Wunden, aus friedlichen Menschen¬
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