Volltext: Vormarsch

Stunden nach einer halben Stunde jählings abgebrochen. 
Befehl: Marsch ist ohne jede Rücksicht auf die Schonung 
der Truppe in schnellstem Tempo sortzusetzen. Grund: 
wird nicht gesagt. Anheimlich. 
Wir steigen ins Tal des Petit-Morin hernieder, von 
Grand-Doucy bis Sablonnisres auf der alten Marsch¬ 
straße wie vor drei Tagen. In dem Dorfe, das unsere 
Füsiliere damals erstürmt, liegen noch unsere Verwunde¬ 
ten, einige in einem Kapellchen dicht am Straßenrand. 
Mit fiebernden, irren Augen sehen sie unfern Vorüber- 
marsch. Wir haben sie nicht mitnehmen können: sie sind 
alle in Feindeshand gefallen. 
Es geht auch über den Petit-Morin zurück, es geht jen¬ 
seits auf unbekanntem Pfade nordwestlich bergan. Son¬ 
nenbrand, lastende Schwüle, lastende Ahnung von irgend 
etwas Atemversetzendem, Herzumkrallendem. Vorwärts 
— vorwärts ... oder geht es in Wahrheit etwa-- 
rückwärts?! 
Die Sonne neigt sich gen Westen. Von irgendwoher 
grollt unablässig ferner, ganz ferner Kanonendonner. 
Von irgendwoher? Rein — ganz unverkennbar und un¬ 
weigerlich: von Norden her. Von — Norden. Also da, 
wo wir hergekommen sind — wohin wir jetzt zurückmar¬ 
schieren: da wird gekämpft. Wenn man sich vorstellt, 
was das bedeutet: dann setzt auch des Mutigen Herz ein 
paar Schläge aus. 
Gegen Nachmittag ist die Verfassung der Truppe der¬ 
artig, daß wir Kompagniechefs dem Major erklären: eine 
Ruhepause ist notwendig, sonst bleiben uns die halben 
Kompagnien liegen. Bald rastet das ganze Regiment auf 
einer Wiese. Das ganze Regiment? Es sind keine fünfzig 
Prozent mehr vorhanden. 
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