Volltext: Vormarsch

Also buddeln, Kinder, buddeln! 
In der lauen Nacht ist alles bald in Schweiß gebadet. 
Auch ich schanze wie ein Kuli, freue mich des frischen 
Blutstromes, den die Arbeit durch die eingeschlafenen, 
zerschundenen Glieder treibt. Über den Wiesengebreiten 
der Hochebene dunsten silbrige Nebel, von oben rieselt 
mattes Mondflimmern hinein. Meine Iungens ziehen 
einer nach dem andern die Röcke aus — und was kommt 
zum Vorschein? Fast jeder zweite Kerl hat nackte Arme, 
Halsausschnitt, beides von zierlichen Spihenkanten um¬ 
säumt — Weiberhemden ... Aha: Ahlert i>at mal wieder 
requiriert, hat Ersatz für die verschwitzten, verfilzten Hem¬ 
den geschafft. Juwel! 
Ich stapfe hinter der Front entlang, lobe, wo ich den 
Graben schon anderthalb Meter tief antreffe, schnauze, 
wo die Sache nicht vom Flecke will. 
„Der Steinboden, Herr Hauptmann — nischt zu 
machen." 
Stimmt: Beilpicken her! Es geht um eure Knochen, 
Herrschaften, um meine nicht, für mich sorgen meine 
Getreuen. 
Und wieder schlaf' ich im Graben, eingepreßt wie eine 
Sardine zwischen Sauermann und Niestrawski, am Fu߬ 
ende Pohlenz, wie ein Igel zusammengerollt, zwischen 
den Lippen noch den erloschenen Zigarettenstummel. 
Schläft ein König besser behütet? 
Mitten in der Nacht werde ich geweckt. Aha, noch ein 
Regimentsbefehl: 
Eine Offizierpatrouille nach Süden zu entsenden, um 
den Verbleib des Feindes festzustellen. Zusatz des Batail¬ 
lons: Patrouille wird von der Zweiten gestellt. 
Leutnant Chorus wecken! 
14 B. D. 
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