Volltext: Vormarsch

Um dem Feinde nicht ein zu großes Ziel zu bieten und 
ihn auf unseren Rückmarsch aufmerksam zu machen, be¬ 
seht' ich: 
„Von den Flügeln aus einzeln mit fünf Schritt Ab¬ 
stand in Richtung auf die kleine Brücke zurückgehen." 
Was ist das? keiner rührt sich? 
Ah — ich verstehe: keiner mag der erste sein, der dem 
Feinde den Rücken kehrt, solange noch Kameraden hier 
vorn im Schlamassel liegen. 
Ich muß also die Leute einzeln mit Namen nennen. 
Da gehen sie: langsam, aufrecht. Ganz famos. Grandeit 
und Grychta, ihr nehmt den Schwerverwundeten mit, 
tragt ihn unter die kleine Brücke dahinten an der Chaussee, 
da liegt er'gut in Deckung. 
Mit den letzten zehn, weit ausgeschwärmt, gehen dann 
auch Döring und ich. Eine Viertelstunde, die ich meinem 
schlimmsten Feind nicht gönne. 
Am Chausseedamm finden wir das ganze Bataillon 
eingegraben. Spaten heraus! und gearbeitet ums Leben! 
Denn wie nun die Dämmerung sinkt, verstummt unsere 
Artillerie allmählich vollständig. Zum Schweigen ge¬ 
bracht — oder Munitionsmangel? Wir wissen es nicht: 
nur daß wir hier wie verkauft und verraten liegen. 
Nun gehört den feindlichen Batterien die ganze Hoch¬ 
fläche. Wie rasend heulen jetzt Granaten und Schrapnells, 
wild durcheinander, orkangleich, über uns dahin. Der 
niedere Chausseedamm ist eine kärgliche Deckung, in dem 
steinigen Boden haben unsere Spaten nicht die Kraft, 
ihn zu verstärken. Dachziegelartig übereinander gesalzt 
liegen wir da und lassen den Graus über uns dahintoben, 
jede Sekunde des Volltreffers gewärtig, der gleich eine 
ganze Gruppe von uns in die Lüfte reißen müßte. Wir 
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