— keine Sorge! Aber — diese eigentümlichen Bemer¬
kungen über unfern Weitermarsch? Roch das nicht ein
bißchen sengerig?!
Es war uns allen recht beklommen ums Herz, als wir
uns in der bewußten Mulde sammelten, die Bataillone
in Marschkolonne nebeneinander, und bei zusammenge¬
setzten Gewehren des Kommenden harrten.
Auf einmal geschah etwas, dessen ich noch heute nur
voll tiefster Erschütterung gedenken kann.
Musik erklang ... Musik...
Jesus, meine Zuversicht
und mein Heiland, ist im Leben,
dieses weiß ich: sollt' ich nicht
darum mich zufrieden geben,
was die lange Todesnacht
mir auch für Gedanken macht?
Woher kam das?
Die Füsiliere, die Toten vom gestrigen Angriff, waren
begraben worden, der Oberst stand bereit, ihnen die Toten¬
rede zu halten. Zu Häupten der Gräber spielte die Regi¬
mentsmusik den Trauerchoral.
Aber — was ging uns das an in diesem Augenblick!
Feder hatte mit seiner Seele genug zu schassen.
Weh und Trost, Trost und Weh zugleich... ein grenzen¬
loses Gefühl von Erdenqual und Himmelssehnsucht schwoll
in uns allen empor, wollte die armen, übervollen Solda¬
tenherzen sprengen.
Die Offiziere flüchteten, jeder suchte hinter irgend¬
einem Strohschober, einem Buschwerk Deckung.
Ich Hab' mich irgendwo ins Gras geworfen und aus
der Kartentasche die Bilder der fernen Lieben hervorge¬
sucht. Heiße Tropfen trübten mir den Blick. Mein Wesen
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