Ich zeigte ihm die Stelle aus meiner Karte — er selber
hatte keine.
Seit der Gegend von Roye waren wir „von unserer
Karte heruntergefallen".
Beim Ausrücken hatten wir nur Karten von Belgien
und Nordsrankreich ausgeteilt bekommen. So stürmisch war
das Tempo unseres Vormarsches gewesen, daß es nicht
gelungen war, Karten von Mittelfrankreich in genügender
Zahl nachzuschieben... Nur der Bataillonskommandeur
besaß bereits eine. Wir Kompagnieführer ritten seit zwei
Tagen kartenlos in der Welt herum. Für mich hatte mein
getreuer Ahlert eine französische Automobilkarte in irgend¬
einem erwischten Privatauto aufgetrieben; immerhin eine
Hilfe, ein wertvoller und beneideter Besitz.
„Herr Hauptmann," sagte Osten ein paar Minuten
später, „unsere Spitze biegt aber nicht rechts ab — sie
bleibt geradeaus ..."
„Was? was ist das?!"
Es stimmte. Wir nahmen nicht die Nase nach Paris.
Wir behielten die Südrichtung, kreuzten senkrecht die
Straße zur „Lichtstadt"...
Nach wenig Minuten kam Befehl vom Regiment: Auf
der Höhe bei Taillefontaine feindliche Infanterie und
Kavallerie. Regiment greift an.
Wir suchten nach einer Erklärung, die unfern Hoff¬
nungen keinen Eintrag täte, und hatten sie bald gesunden.
Da im Süden Feind gemeldet war, offenbar schwacher
Feind, so mußte die Vorhut es auf sich nehmen, die besetzte
Höhe zu säubern. Die Division würde eine neue Vorhut
bilden und diese aus die alte Marschstraße setzen — und
das konnte ja nur die Route nationale nach Paris sein.
Also schön: wir werden ein kleines Gefecht haben und
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