Volltext: Vormarsch

Traumhaft — traumhaft. 
Kühl war's heut, gelegentlich klatschte ein Regenguß 
hernieder, willkommen nach der gestrigen Siedeglut. 
Seltsam: das Land auf einmal wie ausgestorben. Keine 
Fabrik mehr, kein Schornstein. Die spärlichen Dörfer und 
Städtchen völlig menschenverlassen. Was diese Leute 
wohl von uns erwartet haben mochten?! Wir taten doch 
keinem was zuleide, der uns in Ruhe ließ ... 
Es ward wieder einmal ein langer, schwerer Marschtag. 
Zu unserer Linken scholl und schwoll nun 0H1L Unterlaß 
ein mächtiges Dröhnen, wie lang ausgehaltener tiefer 
Orgelpunkt und schweres, feierdumpfes Glockenschüttern 
drüber hin: was konnte das sein? Kein Zweifel: unsre 
neuen schweren Mörser, denen Lüttich erlegen war, be¬ 
schossen jetzt Ramur... etwa siebzig Kilometer nordöstlich 
von uns. 
Es wurde elf Uhr nachts, ehe wir ins Quartier kamen. 
Ein wohlhabender Ort, Iolimetz. Bataillonsstab mit 
Zweiter zusammen in eine sehr stattliche Billa. Da ich 
nunmehr ältester Kompagnieführer des Bataillons ge¬ 
worden, war die Zweite automatisch zur „Stabskom¬ 
pagnie" aufgerückt. Rach meinen Erfahrungen von Glons 
hütete ich mich, die Züge in die Villa hineinzulegen. Sie 
mußten in der lauen Nacht im Garten Zelte aufschlagen. 
Wir Offiziere richteten uns in den wirklich glänzenden 
Zimmern ein, die noch die Spuren panikartiger Flucht 
ihrer Bewohner zeigten. Wieder ein fürstlicher Weinkeller. 
Ich ließ auf die Kompagniewagen laden, was irgend 
Platz hatte, dann machte ich dem Bataillon Meldung, und 
die andern Kompagnien versorgten sich. Es blieb noch ein 
reichlicher Bestand übrig, so daß ich auch noch ans Regi¬ 
ment abgeben konnte. Gern hätte ich Requisitionsscheine 
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