Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

iten großen Strauch voll dunkelblühender Al¬ 
penrosen. Gewiß ein seltenes Vorkommen.* Wir 
nahmen einen Strauß hievon herunter und als 
wir siegesfreudig ans dem Bergwald heraus¬ 
kamen, da sahen wir jemand über die Steilwiese 
zu uns herauskommen. Es war mein selig 
Mütterlein, die, als sie erfuhr, daß wir diesmal 
nur als Sieger zurückkehren wollen, in ihrer 
Muttersorge uns nacheilte, um mich von diesem 
Vorhaben abzubringen, aber sie kam zu spat! 
Ost und oft habe ich durch mein wildes Berg- 
wanöern ihrem Mutterherz Sorge und Angst 
bereitet,' aber wie immer, so war es auch da¬ 
mals, denn als wir wiedervereint beim „Hois'n" 
beisammen saßen und ich der Mutter die blü¬ 
henden Alpenrosen mit. der Bitte überreichte, 
daß sie ihrem unverbesserlichen Buben auch dies¬ 
mal wiederum verzeihe, da wurde ihre Sorge 
durch Freude ersetzt. 
Wiederum am 29. Oktober, jedoch um 60 Jah¬ 
re später, ward mir und meinen einstigen Berg- 
kameraden Johann Daxner sen. und Karl Fried 
sen. noch das Glück zuteil, als die einzig Ueber- 
lebenöen des im Jahre 1879 gegründeten „Wil¬ 
den Touristenklub", (siehe unser Bild nach einer 
photographischen Ausnahme unterhalb des Ad¬ 
lerhorstes), in der Küche beim „Hoisn", am trau¬ 
ten Ecktischlein wieder beisammen sein zu kön¬ 
nen. Ohne Mütterlein uud blühenden Alpen¬ 
rosen feierten wir diesmal die fünfzigjährige 
Wiederkehr unserer mitsammen unternomme- 
* Am 14. November 1886 habe ich mit öem Bildhauer 
Oskar Finster die erste Ersteigung des Kotkäferkogels 
im Offenseegebiet ausgeführt und fast auf der Spitze in 
1583 Meter Höhe noch blühende Alpenrosen, umgeben 
von Neuschnee, angetroffen. 
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