Volltext: Kriegserlebnisse ostpreußischer Pfarrer 2. Band (2. Band / 1915)

schafft. Sämtliche zurückgebliebenen Einwohner, auch alte, 
gebrechliche Leute auf Krücken und Säuglinge, wurden 
mit verschwindenden Ausnahmen nach Sibirien ver 
schleppt. Nur eine geisteskranke, ältere Besitzerstochter, 
die ihren flüchtenden Angehörigen unterwegs entlief und 
nach Gr. Warningken zurückkehrte, haben die Russen ver 
pflegt und bei ihrem Rückzüge zurückgelassen. Leider 
fand der Amtsvorsteher Gudzent aus Kl. Warningken, 
während er im Prepens'schen Gasthofe mit den Russen 
verhandelte, seinen Tod durch eine Kugel unserer Truppen, 
welche die Russen durch die Fenster von draußen her be 
schossen. 
Auf der Flucht. 
Skizzen aus der Zeit der russischen Invasion im Jahre 1914 
von Pfarrer Angermann, Kruglanken. 
Schon die letzten Tage des Juli und der 1. August 
hatten einzelne Flüchtlinge durch den Ort geführt. Sie 
brachten die Nachricht von der Grenze, daß dort schon 
alles von russischen Truppen wimmele. Ernster wurden 
die Nachrichten am 2. August. Flüchtlinge aus Prost- 
ken erzählten, daß die Kosaken eingedrungen seien und 
sengend und plündernd weiterzögen. Am Nachmittag des 
2. August durfte ich einer 83 jährigen Frau aus Prostken 
das heilige Abendmahl reichen, — mit Dolmetscher, da 
ich nicht polnisch spreche. 
Vom 5. August an mehrten sich die Flüchtlinge aus 
der Gegend von Marggrabowa. Immer größer wurden 
die Reihen der Wagen, immer zahlreicher die Viehherden. 
Geschichten von den Greueltaten der Kosaken durch 
schwirrten die Luft und vermehrten die Unruhe auch 
weiterer Kreise. Aber so fest war die Zuversicht auf die 
Tüchtigkeit unserer Truppen, daß viele den Gedanken an 
Flucht gar nicht fassen konnten. Fliehen, vor den Kosaken 
fliehen! — wie sollte das möglich sein, so lange noch 
ein deutscher Soldat da ist, der seine Waffe führt! Und 
wahrlich — Heldentaten sind von unseren Truppen, die 
Moszeik, Ariegserlebnisse II. 7
	        
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