Trotz ihrer Abermacht waren die Russen in diesem
Gefecht bei Mierunsken und Drosdowen von denUnsrigen
zurückgedrängt worden und hatten manchen Toten auf dem
Kampfplatz gelassen. Wer bürgte aber dafür, daß sie nicht
wiederkommen und ihren Vorstoß gegen Marggrabowa
erneuern würden? — Wohl oder übel mußte man sich
daraus gefaßt machen. Diese Aussicht war nicht gerade
sehr verlockend und verursachte den Bewohnern von Stadt
und Kreis manche Sorge.
Aber schließlich — gar zu schlimm konnte es doch
nicht kommen; — denn — siehe da! — am Abend des
13. August — es mochte wohl schon gegen 10 Uhr sein
— da rückte vom Bahnhof her mit Sang und Klang —
mit dem Liede: O Deutschland, hoch in Ehren — eine
Abteilung Infanterie — ca. 1000 Mann stark — mit
etlichen Geschützen und Maschinengewehren in Marggra
bowa ein und bezog daselbst für die Nacht Quartier. —
Das hob wieder ein wenig die Stimmung. Man sah
es also doch: Ganz verlassen und vergessen waren wir
nicht. „Lieb Vaterland, magst ruhig sein."
Am anderen Morgen, am 14. August, kam es in
unmittelbarer Nähe der Stadt — nur ein paar Kilometer
von derselben entfernt — zum Gefecht. Man hörte ganz
deutlich das Gewehrfeuer, das unheimliche Rattern der
Maschinengewehre und allmählich trat auch die russische
Artillerie in Tätigkeit. Zwei Granaten schlugen in die
Stadt, in ein Haus in der Hospitalstraße und in die Gas
anstalt ein, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten. —
Unsere Artillerie meldete sich längere Zeit gar nicht; als
aber auch sie ihre eherne Stimme erhob, verstummte die
russische bald. — Es war ein aufregender, in mancher
Hinsicht aber auch wieder ein recht interessanter Tag. —
Der Kampf mochte wohl gerade seinen Höhepunkt er
reicht haben; da erschien über der Stadt ein Flieger; der
natürlich von allen Seiten mit der größten Aufmerksam
keit verfolgt wurde.
Es war vielleicht in der Mittagszeit — da hörte
der Kampf gänzlich auf und alle unsere Truppen, Rad
fahrer u. a. rückten wieder in die Stadt ein. — Man
hörte allgemein, sie hätten einen schweren Stand gehabt,
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