Volltext: Kriegserlebnisse ostpreußischer Pfarrer 2. Band (2. Band / 1915)

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beim Feinde Hohn war, soll bei uns Wahrheit und Tat 
sein. Gottvertrauen und ein mutiger starker Wille, diese 
beiden gepaart, werden uns glücklich und siegreich hin 
überhelfen über die Not der Zeit, auch über die besondere 
Not meiner engeren Heimat, meiner Gemeinde. Es regen 
sich wieder die Hände, um aufzubauen, was zerbrochen 
ist. Bald wird's wieder blühen und stolz dastehen; dann 
wird unser Herz voll Freude, unser Mund voll Loben 
und Danken sein. 
Meine Erlebnisse in Marggrabowa 
vom Beginn des Krieges bis zur Räumung der Stadt 
am 3. November 1914. 
Von Pfarrer Vogelreuter. 
Es war am 31. Juli des vergangenen Jahres. Die 
politische Lage hatte sich immer ernster, immer drohender 
gestaltet. Eine tiefgehende Erregung hatte sich aller Ge 
müter bemächtigt. Man fühlte es: Das deutsche Volk, 
ja vielleicht ganz Europa stand am Vorabend wichtigster, 
folgenschwerster Ereignisse. 
Auch bei uns in unserm Grenzstädtchen, das nur 
2 Meilen von der russischen Grenze entfernt ist, war die 
Unruhe und Aufregung in jenen Tagen eine große. Es 
hielt die Leute nicht zu Hause innerhalb ihrer vier Wände. 
Keiner hatte recht Lust und Ruhe zur Arbeit. In Gruppen 
standen sie auf dem weiten Markte umher und redeten 
von den Dingen, die da kommen sollten. — Da — am 
Abend des 31. Juli, etwa um 6 Uhr — Pferdegetrappel 
von der Bahnhofstraße her. Ein kleiner Trupp — etwa 
8—10 Mann — von den Lycker Dragonern, dem bald 
ein anderer folgte, rückte bereits in kriegsmäßiger Aus 
rüstung in der feldgrauen Uniform durch unsere Stadt, 
von der Bevölkerung mit Jubel und Freude begrüßt, und 
zog ohne Aufenthalt weiter der Grenze zu. — Sollte 
es nun also doch wirklich losgehen, der Krieg unab 
wendbar sein? — Die Gewißheit ließ nicht mehr lange
	        
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