Volltext: Kriegserlebnisse ostpreußischer Pfarrer 2. Band (2. Band / 1915)

Kriegserlebniffe 
des Pfarrers Äeldt in Bialutten, Kreis Soldau. 
I. Die Mobilmachungstage in Bialutten, 
Diözese Soldau, Kreis Neidenburg. 
Die Glocken läuteten auch in Bialutten, als am 
Abend des 1. August die Mobilmachung bekannt wurde, 
und ihr Ton drang hinüber über die Grenze, die kaum 
1000 Meter von unseren Häusern entfernt verläuft. Von 
Gemeindegliedern wurde der Wunsch nach einem Abend 
gottesdienst geäußert, dem gerne entsprochen wurde; lei 
der ließ sich die Gottesdienststunde in den anderen Dörfern 
nicht rechtzeitig genug bekannt geben. Doch um 8 Uhr 
füllte sich unser kleines und doch so würdiges und schönes 
Kirchlein, kraftvoll brauste das Lied: „Ein feste Burg" 
durch die Kirche. Zum Schlüsse traten die Wehrmänner 
an den Altar, wo ich über sie den Segen des Herrn herab 
flehen durfte. Wie gern wären noch mehr gekommen, aber 
sie hatten nichts gewußt von diesem so schnell veranstalte 
ten Gottesdienst. Ich sehe noch immer deutlich vor mir 
. die bewegten Gesichter der Knieenden. Es ging durch die 
ganze Kirche nur der eine Wunsch: „Gott schütze euch 
und uns." 
Am Sonntag früh begehrte ein Ehepaar das heilige 
Abendmahl und so hielt ich denn mit ihnen einen stillen 
Gottesdienst. 
Der Hauptgottesdienst war kurz; denn die Einbe 
rufenen mußten ja gleich fort. Wer konnte, ging mit den 
Seinigen zum heiligen Abendmahl. Es mußte aber auf 
fallen, daß so verschwindend wenige Besucher aus den 
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