Volltext: Aus der Baugeschichte des Linzer Priesterseminares

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Sprinzenstein übergegangenen Besitz verkaufen wolle, griff 
er rasch entschlossen zu, schloß am 31. August 1804 den 
Kaufvertrag und erlegte die Kaufsumme, 20.000 fl., aus 
seinem Privatvermögen. Sodann teilte er der Regierung 
die vollendete Tatsache mit, erbot sich, zu den Herstellungs¬ 
kosten weitere 10.000 fl. aus seiner Tasche zu erlegen und 
legte die Baupläne und Kostenvoranschläge für die Adap¬ 
tierung der „Harrach" zum Priesterseminar der Diözese / 
Linz vor. Eine Allerhöchste Entschließung vom 17. August 
1805 genehmigte den Plan des Bischofs, vom Kaiser wurde 
dem Bischof sogar „über diese rühmliche Handlung Aller- 
höchstdero besonderes Wohlgefallen" durch eigenes Hof¬ 
dekret ausgesprochen und die Leitung und Oberaufsicht des 
Baues überlassen. Und nun ging der Bischof mit wahrem 
Feuereifer ans Werk. Roch im Herbst 1805 wurden die 
Wagenremise und das hinderliche Mauerwerk abgetragen, 
ein zweites Stockwerk aufgebaut, der Dachstuhl vollendet 
— trotz des Franzoseneinfalles und der feindlichen Be¬ 
setzung von Linz, und anfangs Herbst 1806 war das Haus 
von innen und außen fertig und zu beziehen. Der Aus- 
und Umbau hatte 61.263 fl. 38% kr. gekostet. Samt der 
Kaufsumme hatte Bischof Gall aus seiner Tasche 46.980 fl. 
dazu beigesteuert, das übrige leistete der Religionsfonds, 
der dafür das alte Iesuitenseminar neben der Domkirche 
verkaufte. 
Zur inneren Einrichtung des neuen Seminars steu¬ 
erten Klerus und Volk in wetteifernder Opferwilligkeit bei, 
trotz der harten Kriegszeit und Teuerung. 
Im Oktober 1806 wurde das neue Seminar bezogen. 
Zu den 16 Alumnen, die aus dem alten Seminar über¬ 
siedelten, hatte Gall 26 neue aufgenommen, so daß mit 
42 Alumnen eröffnet werden konnte. Am 6. November 
1806 hatte Bischof Gall wohl den größten Freudentag sei- $ 
nes Lebens, als er das Seminar in hochfeierlicher Werse, 
in Anwesenheit aller geistlichen und weltlichen Würden¬ 
träger der Vischofsstadt, einweihte. Es ist, als hätte er die 
Nähe seines Todes geahnt, mit solcher Hast betrieb er den 
Seminarbau. Am 18. Juni 1807 lag er auf dem Toten- ^ 
bett. Sein eigenhändig geschriebenes Testament, zwei Jahre 
vor seinem Tode verfaßt, setzte das Priesterseminar zum 
Universalerben ein. Uber 100.000 fl. fielen damit dem
	        
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