finster, das Haus ohne Hof und Garten, rings von Pri¬
vathäusern eingezwängt.
Bischof Gall war nun rastlos auf der Suche nach einem
geeigneten Seminar. Die verschiedensten Pläne wurden er¬
wogen, in endlosen Aktenläufen zwischen Ordinariat und
Regierung erörtert und schließlich wieder verworfen. 1792
war das Karmelitenkloster mit seinem großen Garten ins
Auge gefaßt. 1798 das Kapuzinerkloster, im selben Jahre
das gräflich Spindlersche Haus auf dem Stadtplatze, 1800
das Stift Schlierbachsche Haus (jetzt Dompfarrhof) in der
Herrengasse, 1802 das ehemalige Iesuitenkolleg (jetzt Post¬
gebäude), das als Kaserne diente und nach Erbauung einer
neuen Kaserne frei werden sollte, 1803 das Graf Kheven-
hüllersche Haus in der Altstadt, 1804 nochmals allen Ern¬
stes das Kapuzinerkloster (als im alten Seminar das Ner¬
venfieber ausbrach und ein Alumnus daran starb) — da
kam auf einmal ein Angebot, das dank der Energie und
großherzigen Opferwilligkeit des Bischofs zum Ziele führte.
Die Gräfin Sprinzenstein besaß die sogenannte Har¬
ra ch, die vom Grafen Josef von Harrach erbaute Komturei
des Deutschen Ordens, bestehend aus einem schönen, feu¬
dalen, einstöckigen Wohngebäude mit neun Fenstern in der
Front, samt Stall- und Nebengebäuden, einem großen
Garten und dem kleinen, aber entzückend schönen Barock¬
kirchlein (1718—1724 nach den Plänen des kaiserlichen Ar¬
chitekten Johann Lukas von Hillebrandt erbaut, mit herr¬
lichen Skulpturen von Rafael Donner und dem kostbaren
Hochaltarbild von Martino Altomonte signiert 1724] ge¬
schmückt, am 3. Juni 1725 vom Passauer Fürstbischof Josef
Dominik von Lamberg konsekriert). Haus und Kirche stan¬
den auf einer Parzelle Ackergrundes des städtischen Heilig-
geistspitales, von allen Seiten frei, mit herrlicher Aussicht
nach Südost, wo damals noch Felder waren, die Mauern
des Hauses waren wuchtig und vertrugen einen Aufbau,
überdies blieb auch nach Westen genügend Bauarea zur
Vergrößerung, die Entfernung von der (alten) Domkirche
und dem Lyzealgebäude mit der theologischen Lehranstalt
war mäßig — alles wie geschaffen für das Seminar, das
die Seele des Bischofs Tag und Nacht beschäftigte. Als
daher Bischof Gall erfuhr, daß die Gräfin Sprinzenstein
diesen, seinerzeit vom Deutschritterorden an die Graten