Volltext: Chronologisches Necrologium der seit 1785 in der Diöcese Linz verstorbenen geistlichen Personen (1 / 1887)

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Schlägl. 
und Kälte genöthiget, die unwirtlibare Gegend und das armselige Kloster, und kehrten 
in ihr Mutter-Kloster Langheim zurück. Der Stifter verlegte das Kloster an einen 
anderen Ort, übergab es dem Orden der „weissen Brüder" oder Prämonstratenser 
aus dem Stifte Osterhofen in Bayern und stattete es besser aus. Der Stiftsbrief wurde 
am 9. Juli 1218 ausgefertiget. Das Marien-Stift Schlägl wurde von dem Orden s- 
Capitel zu einer Propstei erklärt und vom Papste Honorius III. ddo. 2. April 1221 
bestätiget. An die Seite der Falkensteiner trat nun das berühmte und edle Geschlecht 
der Rosenberger mit einer Reihe von Schenkungen. 
Unter Propst Heinrich I., 1242—1260, dem Nachfolger des ersten tüchtigen 
Propstes Orthold, begann eine umfassende Urbarmachung des Waldes, der Anfang 
zur Entstehung des Ortes und nachmaligen Marktes Aigen wurde gemacht, das 
Kloster neu gebaut und zwar fest und prächtig. Trotz Krieg und Brand erhob 
sich das Wald-Kloster immer mehr als eine Stätte der Bildung und Cultur unter dem 
Propste Ulrich I. (1304—1338), der eine umfassende Thätigkeit entwickelte; der 
Thalgrund wurde urbar gemacht und neue Ansiedlungen gegründet, Besitzungen und 
Privilegien erworben. Das erste Blüthezeitalter von Schlägl fällt in die Zeit 1444—1533. 
Vor anderen ragte hervor Propst Andreas I., Rieder (1444—1481), er ver¬ 
mehrte die Gebäude des Stiftes und befestigte dasselbe, baute über die alte romanische 
Kirche, die sich unter dem jetzigen Chore befindet, eine grössere Stiftskirche im 
gothischen Style, die im XVIII. Jahrhunderte stark modernisirt wurde und noch 
steht, ferner die Maria-Anger-Kirclie, den Kreuzgang und mehrere Capellen. Er 
vermehrte die Einkünfte, bereicherte die Bibliothek, sammelte die Urkunden und 
Abschriften derselben, liess viele Bücher schreiben. Dieser thatenreiche Propst hat 
nur durch sein Sterben allein die Brüder betrübt. 
Auf die segensreiche Regierung des Praepositus magnificus Sigismund Zerer 
(1522—1533) folgten Schlägels schlimmste Zeiten durch die Reformation ; es herrschte 
Zerfahrenheit, Unordnung, Ungebundenheit, Zuchtlosigkeit, gegen welche endlich 
der bescheidene, gelehrte, erfahrene und fromme Propst Wenceslaus Zypser (1589 
bis 1601), der die Zügel der klösterlichen Regierung kräftig zu handhaben verstand, 
im Stifte und auf den Pfarreien mit glücklichem Erfolge steuerte, obgleich der erste 
Bauernaufstand wieder störend dazwischen kam. Was diesem ausgezeichneten Vor¬ 
steher nicht gelang, erreichte der jugendliche Propst Crispin Fuck (1609—1622), 
ein edler, wohlgebildeter und kräftiger Geist aus dem Stifte Strahow. Er suchte 
für das Stift, das er ohne Profess-Capitularen vorfand, Candidaten zu erlangen, in¬ 
dem er junge Leute, auch arme und talentirte studieren liess, und machte dasselbe 
wieder schuldenfrei. Er starb als Abt von Strahow und Weihbischof von Prag. 
Einer der grössten und ausgezeichneten Stifts vor steher von Schlägl ist unstreitig 
Martin III., Greysing (1626—1665) gewesen. Obgleich er das Stift gleich einem 
Trümmerhaufen, so schwer geschädigt durch den zweiten Bauernaufstand, übernahm, 
machte er es zu einem Muster-Kloster seines Ordens, baute die Prälatur, den Gast- 
tract, den Convent c. 1637, gründete das St. Martins-Spital in Aigen, führte die 
theologischen und philosophischen Hausstudien ein, die bis zum Jahre 1782 dauerten. 
Zwölf seiner Chorherren erwarben sich das theologische, philosophische oder juridische 
Licentiat oder Doctorat; er selbst wurde bischöflicher, ja kaiserlicher Rath, ständischer 
Abgeordneter, Reformations-Commissär für das Mühlviertel. Das General-Capitel des 
Ordens zu Praemontrè ehrte ihn, indem es am 6. Mai 1657 die Propstei Schlägl 
zur Abtei erhob. Er starb als erster Abt von Schlägl im Rufe der Heiligkeit am 
27. October 1665. 
Nach ihm hörte der äussere Wohlstand auf, veranlasst durch schwere Unglücks¬ 
fälle, Brände und Krieg ; doch vortreffliche Aebte, wie Hugo Schmidinger (1754 
bis 1762) und Siard II. Dengler, versuchten denselben wieder herzustellen, be¬ 
wahrten aber den vorzüglich guten, alten, religiösen und wissenschaftlichen Geist. 
Zu einer lange nicht erreichten Blüthe brachten das Stift die beiden letzten Aebte 
Adolph Fähtz und Dominik Lebschy.
	        
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