Volltext: Chronologisches Necrologium der seit 1785 in der Diöcese Linz verstorbenen geistlichen Personen (1 / 1887)

Engelszell. 
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Engelszell, 
cella Angelorum, Cistercienser-Stift, 
wurde a. 1293 gegründet und dotirt durch Bernhard von Prambach, Bischof von 
Passau (gest. a. 1313 hundert Jahre alt), als Herberge für Reisende nach Passau 
und als Erholungsort für die Domherren von Passau, colonisirt von den Cister- 
ciensern aus Withering, dessen Abt den Ordensstatuten gemäss die Oberleitung 
führte. Papst Bonifaz VIII. bestätigte die Stiftung a. 1295. 
Dieselbe hatte meist tüchtige Aebte bis zur Mitte des XV. Jahrhundertes, 
vorzüglich Nicolaus II. (f 1456), der durch das Basler Concil das Recht der Ponti- 
ficalien erhielt, und Erasmus (f 1469), der ein Urbar anlegte ; denn das Stift erhielt 
immer mehr an Besitzungen und Freiheiten. Seit a. 1474 begann der materielle 
und moralische Zustand desselben zu sinken. Im Jahre 1571 starb mit dem Abte 
das ganze Kloster an der Pest aus. Später, a. 1577, kam es ganz in weltliche 
Iiände. Nach langwierigen Anstrengungen gelang es endlich dem Mutterstifte 
Wilhering a. 1618, das Kloster Engelszell dem Orden zurückzugeben und eine neue 
Ansiedlung dahin zu schicken. Das nur sehr langsam zu Kräften kommende Stift 
fand wieder neue Wohlthäter. Abt Martin Kollerberg (f 1653) brachte Engelszell 
wieder zur Blüthe. Im Jahre 1699 vernichtete Feuer fast das ganze Stift mit Aus¬ 
nahme der Kirche. Durch die schlechte Regierung zweier unbeliebter und hart¬ 
herziger Prälaten und den Wiederaufbau der abgebrannten Grebäude gerieth die Abtei 
in tiefe Schulden und auch wieder in nachtheiligen Ruf. Abermals übernahm das 
Mutterstift die Administration. Engelszell erholte sich noch einmal und erlebte 
das Glück einer Abtwahl. 
Leopold Reichl, obgleich der letzte Abt 1747—1786, war einer der vorzüg¬ 
lichsten Aebte, gewissermassen ein neuer Begründer seines Stiftes; er entfaltete 
eine rastlose Thätigkeit zum geistigen und zeitlichen Wohle des Klosters. Er baute 
die dermalige Stiftskirche, die a. 1764 consecrirt wurde, vollendete die Kloster¬ 
gebäude a. 1757 und erwarb neue Grüter und Besitzungen. Sein Tod gab Anlass 
zur Saecularisation, die am 6. December 1786 erfolgte. Doch blieben noch bis 
a. 1788 zwölf Capitularen beisammen. Die Herrschaft kam zum Religionsfond und 
ist nun in Händen eines Privaten. Im Klostergebäude wurde ein Hilfswerk der 
Wiener k. k. Porzellanfabrik errichtet, das sich bis a. 1810 erhielt. Seit diesem 
Jahre bewohnen die Seelsorger einen freundlichen Tract des früheren Stiftsgebäudes. 
Zum Stifte gehörten folgende Pfarreien: St. Aegidi, Engelhartszell, Kirchberg, 
Schönering mit Dörnbach und Ranariedl. 
Letzter Abt. 
Leopold II. (Reichl), früher Stiftsadministrator, Abt seit 1747, gest. zu Linz a. 1786, 
begraben zu Engelszell. 
Prior. 
P. Hieronymus Sailer, gest. als Pfr. zu Dörnbach (1800). 
Subprior. 
P. Raimund Laurentin Strauss, gest. zu Wendling (1799). 
Stiftscapitularen. 
P. Joseph Milller, Katechet der Norm.-Hauptsch. Linz (1786). 
P. Joannes Höderle, Pens, zu Wilhering (1789). 
P. Ghrysostomus Länser oder Lanser (1789). 
P. Robert Greuler, Pens, zu Wilhering (1790). 
P. Augustin Lachenberger, Pfr. in Kirchberg (1791). _
	        
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