Volltext: Chronologisches Necrologium der seit 1785 in der Diöcese Linz verstorbenen geistlichen Personen (1 / 1887)

Waldhausen. 
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Waldhausen, 
Silvia domus, ein regulirt. Chorherren-Stift, 
welches a. 1146 Otto von Machland, seine Ehegattin Jeuta und sein Bruder Walchun 
de Chlamma stifteten und dotirten. Bischof Regimbert von Passau gab nicht nur 
seine Zustimmung, sondern vermehrte die Stiftung durch viele Schenkungen. Die 
Chorherren bewohnten die Burg Sebnich (Sabenikke) auf dem Gipfel des Berges 
in der Pfarre St. Johann an der Sabenikke, jetzt Sarmingstein am Sarmingbache, 
welche Pfarre schon a. 1007 bestand, später eingieng, wofür dann St. Nicola zu 
Pahin als Pfarre c. a. 1359 erscheint. Wegen klimatischer Verhältnisse und aus 
Mangel an Raum fassten die Chorherren den Plan, weiter nordwestlich im freund¬ 
lichen und zugleich fruchtbaren Thale des Sarmingbaches eine neue Canonie zu 
bauen, und so entstand c. a. 1161 Waldhausen. Eine kurze Zeit erscheinen urkundlich 
beide Propsteien nebeneinander, die alte und neue. Endlich stiegen alle Chorherren 
von der einstigen Burg Sebnich in das Thal herab. Auch für Chorfrauen bestand 
zu Waldhausen ein Kloster, wenigstens um das Jahr 1190 werden solche urkundlich 
erwähnt. Noch nicht 50 Jahre stand das Stift und es litt durch Feuer, Räubereien 
und boshafte Menschen * zum Schadenersatz erhielt es die vollständige Einverleibung 
der Pfarre Mitterkirchen a. 1256 unter dem Propste Friedrich. 
Zu den vorzüglichen Pröpsten zählt die Stiftsgeschichte Wisintho Stolzendorfer 
(f 1348), der Waldhausen 30 Jahre lang regierte und in religiöser so wie jeder 
anderen Beziehung Vortreffliches leistete; unter andern liess er viele Bauten vor¬ 
nehmen, erwirkte a. 1331 die gänzliche Einverleibung der Pfarre Münzbach mit 
der Filialpfarre St. Thomas. Im Jahre 1349 wurde die Pfarre St. Georgen am Wald 
incorporirt, und a. 1351 zur Besorgung der von Herzog Albrecht II. gestifteten 
täglichen Messe an der Hospitalkirche St. Nicola ein Chorherr angestellt, der bald 
darauf schon Pfarrer heisst und einen Gehilfen zur Seite hatte. Im selben Jahre 
veranstaltete Propst Johann eine höhere Feier des Festes der Unbefleckten Empfängniss 
und des Frohnleichnams. Um diese Zeit war der Chorherr Conrad von Waldhausen 
weithin berühmt als fruchtbarer Kanzelredner; Kaiser Carl IV. selbst rief ihn 
a. 1360 nach Prag. 
Um das Jahr 1390 wurden die Pfarreien Königswiesen, Kreuzen und Saxen 
vollständig incorporirt. Grosse Verdienste um das Stift und das Land erwarb sich 
Propst Heinrich aus der edlen Familie der Schweinbeke zu Haus im Machlande, 
der 23 Jahre dem Stifte rühmlichst vorstand und 1413 starb; er ist herzoglicher 
Rath gewesen. Das von den Hussiten zerstörte Kloster wurde von Propst Martin 
Leystenfreund, Dr. des geistlichen Rechtes, a. 1443 wieder aufgebaut und besonders 
mit einer schönen Bibliothek versehen. Maximilian Rathgeb ist gleichfalls ein that- 
kräftiger Propst gewesen, dem Waldhausen viel verdankt; nach 33jähriger Regierung 
starb er a. 1647. Propst Laurentius Voss, ein geborener Waldhausener, baute das 
Stift von Grund aus neu und schön c. 1630, verschaffte demselben mehrere Einkünfte, 
bekleidete zweimal die Stelle eines Verordneten der Landschaft und starb a. 1680. 
Der letzte Propst Floridus Fromwald war verschwenderisch, auch sonst in seinem 
Leben nicht ganz tadellos, brachte das Stift in Schulden und an den Rand des 
Unterganges ; er selbst musste resigniren a. 1785. Das Stift wurde in Administration 
versetzt und a. 1792 endlich ganz aufgelöst; das Stiftsgebäude wurde zum Theil 
a. 1800 abgebrochen, die Herrschaft mit jener von Baumgartenberg und Windhag 
zur Dotation des Domkapitels bestimmt. 
Das Stift übte das Patronat liber folgende Pfarreien aus : Arbing, Dimbach, 
Grein, St. Georgen am Wald, Kreuzen, Königswiesen, Mitterkirchen, Mönchdorf, 
Münzbach (bis zum Jahr 1627), St. Nicola im Struden, Saxen, St. Thomas am 
Blasenstein, , Pabneukirchen (bis zum Jahre 1429) und Waldhausen; ferner in 
Niederösterreich: Neustadl, Simonsfelden und Leobendorf. Auch bestand im Stifte 
ein Knabenmuseum für Musik und Unterricht in der lateinischen Sprache.
	        
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