Volltext: Chronologisches Necrologium der seit 1785 in der Diöcese Linz verstorbenen geistlichen Personen (1 / 1887)

VI 
Vorrede. 
Erst Bischof Altmann (1065—1091) begann in unseren Landen das Pfarrsystem 
zu ordnen ; er veranlasste, dass man die Kirchen aus Stein zu bauen anfieng ; er 
machte aus bisherigen Filialkirchen Pfarrkirchen und gründete solche, wenn die 
portio canonica zustande kam, ganz neu. Freilich giengen durch die sog. Reformation 
manche dieser Pfarreien wieder ein und sanken zu Filialen herab, z. B. Stadel¬ 
kirchen, St. Peter in der Zizlau u. s. w. 
In den Urkunden des Mittelalters lesen wir viele Orte als Pfarren bezeichnet, 
obgleich sie nur sogenannte Filialpfarren waren, d. h. Filialkirchen, nicht nur mit 
dem Sepulturrechte, sondern auch mit dem Taufrechte, mit dem Sanctissimum im 
Sacramentshäuschen, ja seit dem Tridentinum mit eigenen Matrikenbüchern. Sie 
hatten ständig oder zeitweilig Seelsorger, die wohl einen abgegrenzten Seelsorgs- 
Sprengel hatten, aber in Betreif der Jurisdiction und Sustentation vom Hauptpfarrer 
abhiengen und nur ehrenhalber den Titel eines Pfarrers führten, in Wirklichkeit 
jedoch nur Vicare waren oder Expositi oder Localcapläne, wie wir jetzt sagen 
würden. Entbehrten zeitweilig solche Filialpfarren eines Priesters, so wurden sie 
excurrendo von der Hauptpfarre aus versehen wie unsere Curatfilialen. 
Mancher Priester, auf den Tischtitel seiner reichbegüterten Familie ordinirt, 
versah jahrelang den Gottesdienst an einer Nebenkirche, die er oder seine Familie 
bestiftete und dotirte. Das Volk nannte ihn Pfarrer. Diesen Titel legten sich nicht 
selten auch die Schloss-Beneficiaten und allgemein die lutherischen Prädikanten bei. 
In der Matricula Episcopatus Passaviensis Saeculi XV. (a. 1429 und 1476) 
finden wir die Namen von. Pfarren, die ebenbürtig nebeneinanderstehen, beide mit 
allen Pfarrrechten, aber sie haben nur Einen Pfarrer, z. B. einst Taversheim und 
Steyregg, Reichenthal und Waldburg, St. Thomas am Blasenstein und Münzbach, 
Wallern und Krenglbach. In der Matricula episcopalis Dioeceseos Passav. per Austriam 
superiorem etc. MDCXXXIII, in welcher der Hauptpfarrer noch „Plebanus" genannt 
wird, sind die Filialiations-Verhältnisse schon viel genauer und schärfer hervor¬ 
gehoben. Aus beiden Matrikeln ersieht man, wie nach und nach die weltpriester- 
lichen Pfarrvicariate sich entwickelten. 
Manche alte Mutterkirche verlor dadurch ihre Selbständigkeit, dass in ihrem 
Sprengel ein Ort an Bedeutung und Bevölkerung zunahm, zum Markt oder zur 
Stadt gedieh. Der Pfarrer verliess die einsam gewordene Mutterkirche, hinterliess 
daselbst einen Vicar und verlegte den Pfarrsitz in die gross und umfangreich 
gewordene Tochterkirche, z. B. von Neumarkt nach Freistadt, von St. Georgen 
nach Obernberg, von Weihflorian nach Schärding, von Mehrnbach nach Ried u. s. w. 
Wir finden auch Pfarreien in Pfarreien, oder sogenannte exemte Pfarren, die 
sich entweder nur auf das Schlossgebiet wie z. B. in Toled, oder auf den Burg¬ 
frieden des Marktes oder einer Stadt oder eines Stiftes, wie z. B. Reichersberg, 
Wilhering u. s. w. erstreckte. 
Die Entstehung der sogenannten Josephinischen Pfarreien, Exposituren, Local- 
caplaneien mit allen pfarrlichen Rechten, lässt sich nicht auf ein gemeinsames Jahr 
1784 oder 1785 zurückführen. Viele derselben wurden schon a. 1782 und 1783 
errichtet und bestätiget; oft konnten aber erst nach einem oder zwei Jahren alle 
pfarrlichen Rechte und Functionen ausgeübt werden ; die einen hatten noch keinen 
Pfarrer, die andern keine Kirche, die allerwenigsten einen Friedhof. 
Wo das Alter einer Kirche nicht nach Jahreszahlen ausgeforscht werden 
konnte, wurde der Baustyl derselben bekannt gegeben. Dass die aufgehobenen, 
profanirten und demolirten Filialen und Capellen Erwähnung gefunden haben, er¬ 
scheint gewiss nicht überflüssig. Jedermann weiss, wie das christliche Volk die 
Stätten einstiger Sanctuarien in pietätsvoller Erinnerung bewahrt, sie durch Denk¬ 
oder Kreuzsäulen auszeichnet, ja, wenn keine Hindernisse obwalten, in jüngster 
Zeit daselbst neue Gapellen erstehen liess. 
Die Seelenanzahl der einzelnen Pfarreien vom Jahre 1800 wurde dem Linzer 
Diöc.-Urbar-Tagebuche (Ergänz, zum Linzer Diöc.-Blatte II. Bd. 1877) entnommen.
	        
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