Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

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Lenin erläßt durch Funkspruch das erste kommunistische Manifest 
„an Alle". Alle Völker sollen sich zusammenschließen, um eine neue 
Weltordnung herzustellen, ein „allgemeiner öffentlicher Friedensver- 
trag auf der Grundlage des Einverständnisses und der Zusammen 
arbeit" soll entstehen. 
welch eine raffinierte Botschaft! Die Propheten der Weltrevo 
lution und des Chaos, die Verkünder der blutigen Diktatur des Pro 
letariats bedienen sich der Friedensposaune. Sie verstehen sich auf die 
tiefe Kriegsmüdigkeit, sie kennen die körperliche und geistige Not, die 
allenthalben in Europa herrscht — und sie spüren, daß auf diesem 
Boden ihre Saat heranreift. 
Anfang November 1917 Aufgabe des Lhemin des Dames südlich 
Laon nach dem Verlust der Laffaux-Ecke und gleichzeitig Höhepunkt 
des italienischen Feldzuges zwischen Tagliamento und Piave. Zwei 
Tage später Sieg der bolschewistischen Revolution in Petersburg. 
Am )o. November letzter Großkampftag in Flandern mit dem Ver 
lust von passchendaele. Die Oberste Heeresleitung ist in einer furcht 
baren Anspannung. „Mein Verstand war im Osten und Ln Italien", 
sagt Ludendorff, „mein Herz an der Westfront. Der Wille mußte 
Verstand und Herz in Übereinstimmung bringen. Ich war schon lange 
freudlos geworden." 
Schon glaubt man wenigstens im Westen aufatmen zu können. 
Da bricht unerwartet ein letzter Schlag für dieses Jahr auf das 
deutsche ^eer nieder. 
Marschall Haig, der vier Monate lang den Götzen der Material 
schlacht angebetet hat, ist zur Besinnung gekommen. Er erblickt eine 
neue Chance in furchtbarer Kraftkonzentration und gleichzeitig 
größter Beweglichkeit der zu einer festen taktischen Einheit zusammen 
gefaßten Feuerwalzen, Tanks, Flieger. 
Am frühen Morgen des ro. November brüllt vor Lambrai das 
englische Trommelfeuer in einer lückenlosen Dichte. Gleichzeitig füllt 
sich der Fimmel mit Jagdfliegern, die ganz tief herunterkommen. 
Sofort setzt sich das Feuer Ln Bewegung, hinter seinem Vorhang 
kriecht die unabsehbare Schar knatternder Riesenwanzen aus dem 
Havrincourt-Wald hervor. Sie sind die unbestrittenen Herren des 
Schlachtfeldes, und alles, was lebt, steht unter ihrem lähmenden 
Bann. 
Es geht furchtbar schnell. Ehe die deutschen Reserven etwas 
unternehmen können, haben die Tanks ein zehn Kilometer breites 
Loch Ln die Siegfried-Stellung gewalzt. Am Abend stehen die Eng 
länder Ln einem dicht auf Lambrai vorgetriebenen Bogen von fast 
zehn Kilometer Tiefe. Aber sobald der Tankschrecken aufhört, finden 
sich die Verteidiger wieder. Kavallerie wird eingesetzt, um die Stadt
	        
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