Volltext: Das Martyrologium

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Diese ungerechte Verstoßung der Landgräfin wurde allgemein 
ruchbar und erregte allenthalben großen Unwillen; dem Landgrafen 
Heinrich wurde dieses herzlose Benehmen in eindringlicher Weise auf 
das Gewissen geredet, dass er in sich gieng und sich bereit erklärte, 
all das begangene Unrecht nach Kräften wieder gut zu machen. Elisabeth 
verlangte nicht mehr, als ihre Mitgift und das von ihrem Gemahl 
ausgesetzte Leibgeding; hierauf zog sie sich mit ihrem Hofmeister Conrad 
nach Marburg zurück, und führte wieder, wie vor ihrer Verehelichung, 
'das einfache stille, fromme, wohlthätige Leben; zu ihrer Bedienung 
hatte sie nur zwei Mägde; für sich bedurfte sie sehr wenig, und was 
sie erübrigte, ward den Armen zutheil. Auch in Marburg erbaute 
sie ein Armenhaus zum Unterhalte einer gewissen Anzahl von Armen 
und Kranken, und zur Verrichtung des täglichen Gebetes und Gottes-- 
dienstes eine Kapelle daneben, und fast beständig hielt sie sich bei den 
Armen und Kranken auf, um denselben eine liebevolle Mutter, eine 
sorgfältige Pflegerin zu fein; „hier", sagte sie oft, „sei meine Arbeit 
und hier soll einst meine Ruhe sein!" 
Nach einem vierzehntägigen Krankenlager, nach Empfang aller 
heiligen Sacramente, entschlies sie am 19. November 1231, so sanft 
und so fchöu, wie die untergehende Sonne bei heiterem Himmel; 
ihrer Anordnung gemäß wurde die Leiche in der erwähnten Kapelle 
beigesetzt, und viele auffällige Wunder ergaben sich bei ihrem Grabe, 
so dass Papst Gregor IX. nicht umhin konnte, Elisabeth, die lange 
gelebt, nicht an Jahren, sondern dadurch, dass sie in wenigen Jahren 
viel Gutes gewirkt hatte, a. 1235 in die Zahl der Heiligen auf- 
zunehmen. Ihr Schwager Heinrich erbaute zur Sühne seiner Ver- 
geHungen nahe an der Kapelle zu Marburg das Elisabethen-- 
Münster, in welches die Gebeine der Heiligen übertragen wurden. 
In rascher Folge verbreitete sich die Verehrung der hl. Elisabeth 
nicht nur durch ganz Deutschland, sondern auch nach den Niederlanden, 
England, Frankreich und Spanien; viele Prinzessinnen aus kaiser- 
lichen, königlichen und herzoglichen Häusern wurden auf den Namen 
dieser hl. Elisabeth getauft; Jslande, eine Stiefschwester der hl. Elisabeth, 
wurde an den König Jakob von Aragonien verheiratet; deren Enkelin 
bekam aus Rücksicht auf die heilige Großtante den Namen Elisabeth; 
sie wurde Königin von Portugal, und ward ebenfalls eine große Heilige, 
von der Kirche als „Mutter des Friedens" gepriesen. 
Unter dem Schutze und Namen der hl. Elisabeth entstand ein 
eigener Nonnenorden „der Elisabethinerinnen", deren Mit- 
glieder nach der Regel des hl. Francisens Ser. nach dem Beispiele 
der heiligen Patronin dem Krankendienste sich widmen; solcherweise 
entstanden die Klöster: zu Wien; a, 1745 zu Linz; auch viele Spitäler, 
Kranken- und Armenhäuser wurden unter den Schutz dieser Heiligen 
gestellt, so: zu Steher; Ens; Ebelsberg; Wels; St. Elisabeth vor
	        
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