Volltext: Das Martyrologium

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der Canonisation die Weihe zur hl. Cunigundis, und in neuerer Zeit 
wurde eine der im Kreuzgange des Domes zu Passau befindlichen 
Kapellen diesem heiligen Kaiserpaare geweiht. 
8t. Gotthart — Godehardus — abbas, episcopus Hilde- 
siensis, f 1038. 
Gotthard, als der Sohn frommer Bauersleute zu Reichersdorf, 
einem fünf Viertelstunden nordöstlich von Niederaltach gelegenen Dorfe 
anno 965 geboren, offenbarte schon frühzeitig das Verlangen nach 
höherer Bildung und kam in die zu Niederaltach bestehende Kloster- 
schule; durch die Fürsorge des Erzbischoses Friedrich von Salzburg 
erhielt er Unterricht und volle Ausbildung in den höheren Wissen- 
fchaften und, wiewohl erst 19 Jahre alt, wurde er den Canonikern 
Zu Niederaltach als Propst vorgesetzt, bald daraus zum Subdiacon, 
vom Bischöfe Piligrin zu Passau zum Diacou und vom Bischöfe 
Wolfgang zu Regensburg zum Priester geweiht. 
Als dann im Jahre 990 auf Betrieb obiger drei Bischöfe, 
welche die Güter des Klosters Niederaltach als Commende innehatten, 
dortselbst der Orden des hl. Benedict wieder eingeführt wurde, legte 
Gotthard mit mehreren anderen Canonikern das Gelübde für diesen 
Orden ab und wurde nach vollendetem Noviziate zum Prior und 
anno 997 im Beisein und mit Zustimmung des Herzogs Heinrich, 
mehrerer Bischöfe und Großen des Landes zum Abte erwählt. Als 
solcher brachte er es durch seine Sorgfalt und seinen Eifer dahin, 
dass Niederaltach zum großen Ruhme der Gelehrsamkeit gelangte 
und eine Pflanzschule ausgezeichneter Männer wurde; deshalb setzte 
ihn Herzog Heinrich — anno 1002 deutscher König geworden — 
den Klöstern Tegernsee, Hersfeld und anno 100? auch dem Kloster 
Kremsmünster als Abt vor, um die verfallene Klosterzucht zu heben 
und zu reformieren; anno 1022 ernannte ihn derselbe Kaiser zum 
Bischöfe von Hildesheim; als solcher wirkte Gotthard mit neuem 
Eifer, baute Klöster, Kirchen und Schulen, verbesserte die Sitten der 
Geistlichen, sorgte für die Unterkunft und Verpflegung armer Reisenden, 
stellte den Kirchen die entrissenen Güter wieder zu, vertheidigte kräftigst 
die bischöflichen Rechte und beflifs sich bei seiner ausgezeichneten 
Thätigkeit fortwährend eines heiligen Wandels; wie im Leben, so 
auch nach dem Tode leuchtete er durch viele Wuuder. Das Kloster 
Niederaltach lag ihm auch von Hildesheim aus warm am Herzen 
und unterstützte selbes in seiner Bedrängnis. Am Feste Christi Himmel- 
fahrt schied er aus diesem Leben und wurde in der Kathedrale zu 
Hildesheim beigesetzt. Auf dem Concil zu Rheims wurde er anno 
1131 vom Papste Juuocenz II. der Zahl der Heiligen beigezählt, 
im darauffolgenden Jahre sein heiliger Leib erhoben und zur öffent¬
	        
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