Volltext: Die Ostalpen und Österreich

DAS ETSGHTAL — DAS SÜDTIROLER HOCHLAND 445 
Neben diesen günstigen wirtschaftlichen Bedingungen erklärt sich aber die über 
ragende Stellung des Etschtales aus seiner verkehrsgeographischen Bedeutung. 
In ihm vereinigen sich bei Bozen die Straßen vom Brenner, dem wichtigsten 
Nordsüd-Übergang der Ostalpen, und vom Reschenscheideck, für die das Etschtal 
eine bequeme und gerade Fortsetzung nach Verona einerseits, über das Suganatal 
nach Venedig andererseits darstellt. Die größeren Siedlungen sind in ihren Schick 
salen unzertrennlich mit diesen alten Verkehrswegen verwachsen, neben dem italie 
nischen Trient (35000Einw.) vor allem die deutschen Städte Bozen (30000 Einw.), 
der Hauptort von Deutsch-Südtirol, die Bischofsstadt Brixen (7000 Einw.) im 
Eisacktal und der Weltkurort Meran (mit Ober- und Untermais 22000 Einw.) 
an der Ausmündung des Passeier Tales, der Heimat Andreas Hofers. In seiner 
Nähe liegt das Schloß Tirol, das dem Paßlande beiderseits des Brenners seinen 
Namen gegeben hat. 
DAS SÜDTIROLER HOGHLAND 
Das zwischen Sugana- und Pustertal von der Etsch bis zur Piave sich erstreckende 
Südtiroler Hochland ist durch weitgehende Auflösung des Gebirges in einzelne 
scharf umgrenzte Stöcke gekennzeichnet. Bau und Bild der Landschaft ist nicht 
einheitlich. Der Nordwesten wird von den grasreichen Tonschief er bergen 
von Klausen eingenommen, deren sanft gerundete Formen nur durch eiszeit 
liche Kare in den höchsten Teilen und durch tief eingerissene Talschluchten unter 
brochen werden. Wald und Weide bedecken mit einer Ausdehnung von 9 /io der 
Gesamtfläche die Bergrücken, an deren sonnseitigen Gehängen Siedlungen und 
Kulturen hoch hinaufsteigen. 
Viel ausgedehnter ist die anschließende Bozener Porphyrplatte, die bis 
über das Fleimstal nach Süden reicht und hier noch die Lagoraikette aufbaut. Mit 
1600 qkm Fläche übertrifft sie an Ausdehnung alle übrigen vulkanischen Erguß 
massen in Europa. Die Täler sind in ihr tief eingeschnitten und werden von senk 
rechten Wänden eingeschlossen, an denen die säulige Absonderung des Gesteins zu 
tage tritt. Über den engen Schluchten liegen aber weite, flachwellige Hochflächen 
in Höhen von 1200 bis 1600 m, größtenteils von einer fruchtbaren Moränendecke 
überkleidet und besonders am Ritten, nordöstlich oberhalb Bozen, reich besiedelt. 
Südlich des Eisacks herrschen weite Wälder vor, die bis über 2 / 3 der Gesamtfläche 
einnehmen. Auch die schattige Südflanke des Fleimstales ist ganz von Wald 
bedeckt, die sonnigen Terrassen der Nordseite tragen aber mehrere stattliche Sied 
lungen, die nunmehr durch eine schon längst geplante, durch die Forderungen des 
Krieges endlich verwirklichte Schmalspurbahn über den Sattel von San Lugano 
eine bessere Verbindung mit dem Etschtal bekommen haben. 
An der Lagoraikette grenzt die Porphyrplatte an den Schiefermantel, der die Cima 
d'Asta umgibt, ein zwar ziemlich ödes, aber landschaftlich schönes Granitmassiv, 
mit einem an die Zentralalpen erinnernden eiszeitlichen Formenschatz. 
Der größte Teil des Südtiroler Hochlandes wird von einer großen Zahl von Gebirgs- 
stöcken eingenommen, die unter dem Namen Dolomiten berühmt geworden 
sind und mit Recht zu den schönsten Gebirgslandschaften in den AJpen gezählt 
werden. Die Schönheit ihres Landschaftsbildes beruht vor allem in den großen 
Gegensätzen, welche durch die verschiedenen am Aufbau beteiligten Gesteine hervor- 
gerufen werden, Dunkle Sandsteine und Mergel bilden weithin ziehende, mit grünen
	        
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