Volltext: Die Ostalpen und Österreich

DIE NORDTIROLER UND SALZBURGER KALKALPEN 433 
bieten. Häufig bewirken die Moränenablagerungen der eiszeitlichen Gletscher, 
die aus dem Inntal weit in die nördlichen Kalkalpen eingedrungen und über deren 
niedrige Paßfurchen in das Vorland übergeflossen sind, eine Verbesserung des 
Bodens. 
Den Kalkhochalpen ist eine aus mehreren Ketten zusammengesetzte Voralpen- 
z o n e vorgelagert, die überwiegend aus Hauptdolomit aufgebaut ist. Nur die höch 
sten, an den Nordrand der Voralpenzone gerückten Erhebungen bestehen aus 
Wettersteinkalk, so der Säuling, die Benedikten wand, der Wendelstein und die 
Kampenwand, die alle eine wundervolle Fernsicht haben. In der Voralpenzone 
herrscht der Wald vor und die Besiedlung ist gering. Freundlicher und besser 
I besiedelt ist die über Tegernsee und Schliersee streichende grasreiche Flyschzone, 
die nur mehr wenig über 1000 m aufragt. Sie ist aber sehr schmal und setzt stellen 
weise ganz aus. 
Im scharfen Gegensatz zur Menschenleere der Kalkalpen steht die reiche Besied 
lung des Inntals, das auf seinen flachen Schuttkegeln und den ausgedehnten, 
niedrig gelegenen Terrassen eine große Anzahl ansehnlicher Dörfer aufweist; 
an den südseitigen Schieferhängen steigen Einzelhöfe an den Berglehnen hoch 
hinauf. Nur stellenweise begleiten den Inn noch jetzt schmale Auenstreifen, 
im übrigen ist der breite Talboden in Kulturland verwandelt worden. Das Acker 
land besitzt seine größte Ausdehnung auf den Schuttkegeln und sonnigen Mittel- 
gebirgsterrassen, die in der Gegend von Innsbruck besonders breit entwickelt 
sind, wo der Ackerbau auch klimatisch durch den Föhn begünstigt wird. Das im 
Unterinntal herrschende Anerbenrecht hat dort glücklicherweise eine ähnliche 
Zerstückelung des landwirtschaftlichen Besitzes verhindert, wie sie durch die im 
Oberinntal übliche Erbteilung hervorgerufen wurde. Die wichtigste Siedlung des 
Inntals ist Innsbruck (mit Hötting 66000 Einwohner), das die nord-südlich ge 
richteten Verkehrsstränge vom Fernpaß, Seefelder Sattel und Unterinntal sammelt 
und über den Brenner weiterleitet. Als Fußpunkt der Brennerstraße ist Innsbruck 
der natürliche Mittelpunkt von Rumpftirol geworden, das ja zur Hauptsache nur 
mehr aus dem Inntal und dessen Seitentälern besteht. Die schöne, an histori 
schen Erinnerungen reiche Stadt, in deren Straßen von allen Seiten die hohen 
Berge hineinschauen, ist ein Hauptzentrum des Fremdenverkehrs in den Ost 
alpen. Die andern größeren Siedlungen des Inntals verdanken ihr Aufblühen zum 
Teil einer günstigen verkehrsgeographischen Lage, zum Teil Industrie und Bergbau. 
DIE SALZBURGER KALKALPEN 
Östlich von der Großen Ache wird der in Tirol herrschende Kettentypus durch 
gewaltige Kalkstöcke mit großen Karsthochflächen verdrängt. Schon in den 
Loferer und Leoganger Steinbergen treten diese in geringem Umfange 
auf, in der Umrahmung des Königssees, im Dachstein und vor allem im T o t e n 
Gebirge erreichen aber die abflußlosen Karstflächen eine Größe von mehreren 
Hundert Quadratkilometern. Diese Plateaus reichen bis zum Paß Pyhrn, wo sie 
dann bis zur Enns aussetzen, östlich von der sie neuerdings zur Herrschaft ge 
langen. Mit Höhen von über 2000 m ragen sie großenteils bis über die Waldgrenze 
empor und stellen trostlose Felwildnisse dar. Das Ödland erreicht in einigen 
Gruppen nahezu die Flälfte der Gesamtfläche, so im Steinernen Meer, Tennen 
gebirge und Toten Gebirge. Die höchsten Erhebungen sind der Dachstein 
Das Erdbild der Gegenwart 28
	        
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