Volltext: Die Ostalpen und Österreich

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DIE ALPENLÄNDER: OSTALPEN 
Eisströme den heutigen Tälern, sondern sie flössen über die Pässe hinweg in benach 
barte Täler über, namentlich aus den großen Längstalzügen drangen größere Äste 
durch die Kalkalpen unmittelbar in das Vorland hinaus, wo sie sich ungehemmt 
entfalten und zu einer großen Vorland Vergletscherung zusammenschließen 
konnten. 
Die größte Ausdehnung besaß der Inngletscher, der sich bis in die Breite von 
München nordwärts schob, auch der Salzachgletscher stand ihm nicht viel nach. 
Entsprechend der allgemeinen Erniedrigung des Einzugsgebietes war weiter ost 
wärts auch die Gletscherentwicklung geringer, und schon der Ennsgletscher blieb 
im Gebirge stecken. In ähnlicher Weise endigten auch die Gletscher von Mur, 
Drau und Save noch weit drinnen im Gebirge, wobei freilich der Draugletscher 
im Klagenfurter Becken die Möglichkeit zu größerer Ausbreitung fand. Auch die 
Gletscher der Südseite der Ostalpen reichten nur wenig aus dem Gebirge hinaus. 
Am größten war hier der Etschgletscher, dessen gewaltige Moränenwälle den süd 
lichen Teil des Gardasees umsäumen. 
Längsprofil eines eiszeitlich umgestalteten Tales (das Dössener Tal im Ankogelgebiet) 
(Nach Creutzburg) 
Wenn wir auch der Schurfkraft der eiszeitlichen Gletscher keinen erheblicheren 
Anteil an der Eintiefung der Täler zuschreiben können, so haben sie doch das 
Landschaftsbild ganz wesentlich beeinflußt, vor allem durch Verbreiterung der 
von den Flüssen geschaffenen Einschnitte zu den geräumigeren Trogtälern mit 
unterschnittenen Felswänden, über die die kleinen Nebenbäche mit hohen Wasser 
fällen herabstürzen, und durch Verschärfung vorhandener Gefällsbrüche zu hohen 
Stufen, wie sie sich vornehmlich an der Ausmündung der Seitentäler in das Haupt 
tal und an den Talschlüssen finden. Eines der wichtigsten Elemente des eiszeit 
lichen Formenschatzes sind die Kare, von steilen Wänden umschlossene, nach 
unten zu meist durch einen niedrigeren Felsriegel abgeschlossene und häufig seen 
geschmückte Hohlformen, die vom Eise umgestaltete Talursprünge darstellen. 
So weit die eiszeitlichen Gletscher reichten, haben sie allenthalben die Felsen ab 
geschliffen und geglättet, so daß sich die vom Eise überflossenen Gehänge durch 
ihre Zurundung scharf von den zackigen und schroffen Formen der über die obere 
Schliffgrenze aufragenden Kämme abheben. 
Der Hauptschmuck, den das Gebirge der Eiszeit verdankt, sind die vielen Wasser 
fälle und Seen, von denen freilich viele schon wieder von den geschiebereichen 
Gebirgsflüssen zugeschüttet worden sind. Daß auch den übrigen — nach geolo 
gischen Zeiträumen gemessen — nur ein Augenblicksdäsein beschieden ist, zeigen 
neuere schweizerische Berechnungen, nach denen selbst der 538 qkm große Boden
	        
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