Volltext: Das Bevölkerungsproblem Oesterreichs

Das Bevölkerungsproblem in Oesterreich. 
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dessen, was im folgenden behandelt werden soll, ihr Gedankengang kurz 
angedeutet werden. 
Ausgehend von der Malthusschen Lehre, daß den Menschen die Ten 
denz innewohnt, sich immer wieder über ihren Nahrungsspielraum hinaus 
zu vermehren, hat East die Zusammenhänge der Volks- und weltwirt 
schaftlichen Entwicklung des letzten Jahrhunderts und des vergangenen 
Zeitabschnittes des 20. Jahrhunderts mit der im selben Zeitraum ein 
getretenen Bevölkerungsbewegung einer eingehenden Untersuchung unter 
zogen und gefunden, daß die Wechselbeziehung zwischen beiden eine 
ungeheuer starke ist; infolge des Fortschrittes der Technik, der Landwirt 
schaft und Industrie konnte die Bevölkerung der Erde von 750 Millionen 
zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf 1750 Millionen emporschnellen. Um 
die Jahrhundertwende hat sich die Kurve des technischen Fortschritts nach 
jahrzehntelanger steiler Steigerung zum erstenmal nicht unmerklich ver 
flacht. Die Völker haben aber diese flache Senkung Jahre hindurch nicht 
beachtet und ihre Geburtensteigerung weiterhin im gleichen Ausmaß bei 
behalten wie bisher. Erst als das Mißverhältnis sich wirtschaftlich fühlbar 
machte, begann man sich zu besinnen; man verglich die Volkszahl mit 
der wirtschaftlichen Lage und kam zur Erkenntnis, daß die Geburtenziffer 
übers Ziel hinausgeschossen war. Man sah zum erstenmal die Ueberfül- 
lung, insbesondere der Länder Europas. Zur Ernährung mußten außer 
europäische Gebiete mehr denn je beansprucht werden, und mit diesem 
Stadium wird erst das Weltproblem akut. East errechnet, wieviel Men 
sche unsere Erde fassen kann, wieviel Nahrungsspielraum durch weiteren 
Fortschritt noch gewonnen werden könnte, und in welchem Zeitpunkt die 
Weltsättigung erwartet werden kann, wenn die Völker ihre jetzige Ver 
mehrungsquote beibehalten. Es ist unstreitig ein Verdienst, daß E ä s t an 
Hand von klaren Beispielen und Ziffern darauf hingewiesen hat, daß einer 
ungehemmten, zügellosen Fortpflanzung vor allem weltpolitische Momente 
hindernd gegenüberstehen. Er hat zu beweisen versucht, daß die Anfüllung 
der Erde mit Menschen bis zur Grenze des Möglichen heute nicht mehr 
als ein Hirngespinst betrachtet werden darf, sondern eine Frage naher 
Zukunft ist. Was dann sein wird, wenn einmal 5200 Millionen Menschen 
die Welt besiedeln, welche Zahl in 120 Jahren unter Beibehaltung der 
bisherigen Geburtenziffer annähernd erreicht sein wird, das könne man 
aus den Verhältnissen in Indien entnehmen. Im Verlauf der sinnlosen 
Massenproduktion vergangener Jahrzehnte hat sich allmählich eine Schei 
dung in der Fruchtbarkeit der einzelnen Stände ausgebildet, die unmittel 
bar zu einer überstarken Zunahme der „Dummen“ und „Gewissenlosen“ 
führte, da gerade jene Kreise an Zeugungskraft erlahmten, die das Haupt 
der Gesellschaft bilden. Währenddessen haben sich die Minderbegabten 
unvermindert fortgepflanzt und jeden Platz, der durch die Unterfrüchtigkeit
	        
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