Volltext: Schärdings Franzosennot

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hält die Eroberung des Korsen auf. Der Staat von 
beutegierigen Franzosen besetzt — fürwahr der Anbruch einer 
schönen Zeit! (Maria hört immer gespannter den Ausführ 
ungen zu.) 
W i s h o f e r: Ihr seid ein wunderlicher Kauz! 
Gottlob, wohl der einzige im ganzen Land, der so denkt 
und solche Bilder grober Unwahrscheinlichkeit sich malt. 
Sind für Euch die umfassenden Rüstungen nichts, die hun 
dertdreißigtausend Mann an der Grenze nichts, welche von 
Braunau und Obernberg nach Bayern einrücken, der end 
lose Zug der Hohenloh'schen Infanterie, der Rosenberg- 
schen Dragoner, der Schwarzenberg'schen Ulanen durch 
unsere Stadt nichts, die alle zur Haüptarmce Erzherzogs 
Karl stießen? Sind Euch das alles noch keine Beweise 
für unsere Siegesaussichten? Von hier bis Taufkirchen 
brannten ihre Lagerfeuer, in unserer Vorstadt allein habe 
ich deren vierzig gezählt. — Und was sagt Ihr zur Einnahme 
von Passau, das von Dedovich mit dem tapferen Infan 
terieregiment MitrovSky ohne Schuß und Säbelhieb einge 
nommen wurde? Hiller hat sich den Uebergang über die 
Isar erzwungen, die Avantgarde besetzte München! Welche 
Gefahr sollte für uns eigentlich bestehen? 
Stöger: Das habe ich alles bedacht. Doch er 
scheint mir die Deckung des ganzen Landes viel zu gering 
und ungenügend. Stellt Euch nur vor, General Sinzen- 
dorf würde in Schärding überrumpelt, französische Streit 
kräfte schieben sich zwischen die Armee Erzherzog Karls und 
unsere Residenzstadt. — Wer kann die Franzosen von einer 
Einnahme Wiens abhalten? Und was das bedeutet, wenn 
die Hauptstadt fällt, darüber brauche ich wohl niemand zu 
belehren. — Gefahr ist da, das glaube ich bestimmt! Und 
ob sie uns gnädig behandeln würden, darüber brauchen wir 
keine Auseinandersetzung. Als Diktator wird er uns Da- 
vov.d oder gar Massena herstellen, der solche Sachen be 
sonders gut versteht. Aus unseren friedlichen Städten 
werden französische Garnisonen gemacht, und der österreich 
ische Bürger wird für den feindlichen Soldaten sorgen und 
ihm Weib und Tochter opfern müssen. 
Wiese n berger: Ihr übertreibt, Herr Stöger! 
(ängstlich auf Maria sehend) Es gibt auch im Kriege 
Grenzen für's Verhalten. 
Stöger: O ja! Aber nur solche, die der 
Sieger zieht.
	        
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