Volltext: Schärdings Franzosennot

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Schwierigkeiten bereitet. Er wird wohl seine Truppen 
schleunigst zuhilfe rufen, wenn er von dem siegreichen Vor 
dringen der Oesterreicher hört, aber bis dahin, bis 
er sie hierher bringt — 
K e st n e r (mit feinem Spott): Sehr wahr! Bis 
er sie hierher bringt, da wird noch viel Wasser von 
Regensburg stromabwärts fließen. Vivat, das echte 
Oesterreichertum I 
15. Auftritt. 
Wiesenberger (inzwischen hat Ursula neues 
Bier gebracht und den Gästen vorgestellt): So ist's! Und 
ganz Oesterreich hält felsenfest und voll Vertrauen zu seinem 
Generalissimus, dem Erzherzog Karl. Kein deutschgesinnter 
Mann kann sich seinen begeisterten Worten verschließen: 
„Unsere Sache ist die. Sache Deutschlands. Seid unserer 
Achtung wert I Nur der Deutsche, der sich selbst vergißt, 
ist unser Feind". Alle müssen und werden ihm folgen. 
Und ein solches Heer, getragen von Vaterlandsliebe und 
Heldenmut, das wird und muß eine Soldateska, zu 
sammengewürfelt aus aller Herren Länder, leicht besiegen 
und zersprengen können. 
Stöger: Ja, echt österreichisch gedacht und schön ge 
sagt und walte Gott, eS wäre auch wahr geredet. Ich 
denke nicht minder patriotisch, doch auch etwas nüchterner 
und kühler und deshalb muß ich Euch widersprechen. Ihr 
ergeht euch in edler Begeisterung und erhofft Euch einen 
Sieg unserer gewiß gerechten Sache. Aber das Rad des 
Schicksals geht erbarmungslos seinen eisernen Pfad. Ja, 
ja! Ihr träumt schön und verlockend, die Wirklichkeit aber 
ist grausam und hart, und so habt Ihr leider gar wichtige 
Faktoren vergessen, die auf das Gegenteil hinweisen. Ihr 
bedenkt nicht, daß Oesterreich seit der Schaffung des Rhein 
bundes unter dem Protektorate Napoleons — isoliert da 
steht, ganz allein auf sich selber angewiesen. Hat es Na 
poleon früher, im Bunde mit Preußen und Rußland, nicht 
bezwingen können, um wieviel weniger wird es nun allein 
gegen ihn siegreich kämpfen können! — Und wenn unsere 
Armeen geschlagen sind, was dann? Was würde ge 
schehen, wenn etwa die Franzosen plötzlich vor unserer 
Stadt erscheinen, uns einschließen und das Hoflager ge 
fangen nehmen würden? — Der Krieg wäre dann schnell 
entschieden I Der Weg. bis Wien ist offen, kein Säbelhieb
	        
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