— 17 —
Wiesenberger: Na, na, Mutter, beruhige
dich nur! Jetzt steht die Sache nicht mehr so schlecht. Der
Generalissimus ist ein Feldherr wie kein Zweiter und hätte
er nicht gut gewußt, daß es diesmal mit den Dingen
anders wird, hätte er nicht gut gewußt, daß Napoleons
Stern im Sinken, seine Streitkräfte geschwächt, unsere da
gegen erst jetzt gut eingeteilt und entfaltet sind, kurz,
wäre er nicht seiner Sache sicher, Oesterreich hätte den
Krieg nicht erklärt. — Liebe Ursula, noch einen Krug für
die Herren! Ich will nur die Abschrift des französischen
Bulletins holen, damit ich den Herrn Wieninger davon
überzeuge, was ich ihm gesagt. (Rasch ab, ebenso Ursula mit
den geleerten Maßkrügen.)
18 Auftritt
Wishofer: Es scheint mir ganz unglaublich, daß
die Franzosen so niederträchtig und abfällig über Kaiser
Franz urteilen. Sie unterschätzen unser Militär und unsere
Rüstungen. Vom Kriegsruhm und Eigendünkel geblendet,
glauben sie an keine Niederlage mehr, bis sie sie erfahren
werden.
Stöger: Das ist es ja eben. Und dieser Glaube
macht sie stark. Herr Bürgermeister, Sie kennen mich ja,
doch fürchte ich, daß man gar zu große Stücke baut auf
unsere Armeen. Ich glaube, der Zeitpunkt zum Losschlagen
ist noch nicht da.
14. Auftritt.
Wiesenberger (zurückkommend): Da lesest und
überzeugt Euch selbst!
Wieninger (liest): Französisches Bulletin vom
15. April. „Kaiser Franz ist von Wien nach Schärding ab
gereist, eine Position, die er sich gerade deswegen aus
ersehen hat, um nirgends zu sein, weder in seiner Haupt
stadt, um seine Staaten zu regieren, noch im Lager". —
Unglaublich! Diese Kühnheit! Die Wahrheit so zu ent
stellen ! Der Kaiser ist ein guter Mann. Er liebt seine
Untertanen und möchte jedem das beste erweisen, jedem
aus seiner drückenden Lage helfen. Er kann es leider nicht!
Alle Mittel sind erschöpft. Der Staat, das Land, der
Bürger und der Bauer sind verarmt, niemand hat Geld,
und jeder muß sich von heute auf morgen durchschlagen.