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Maria: Was habt Ihr da gesungen? Unglück
seliger, das war kein zufälliges Lied! Das war geprägt,
von neuem mir die Sinne zu bestricken. Wer hat Euch
hergeschickt, mit ruchlos kecker Hand in mein tiefstes Empfin
den einzugreifen?
K e st n e r: Maria Wiesenberger — ich irre nicht —
so lautet wohl Euer Name?
Maria: So heiße ich, ja! — Doch wer seid
Ihr? Sprecht!
K e st n e r: Ich? Ei, ein fahrender Schüler, wer
sonst? Ihr habt es ja zuvor selbst gesagt.
Maria (erregt): Der seid Ihr nicht! Ihr seid
K e st n e r: Ich höre Stimmen I Man kommt'
(Eilt rasch zu seinem Tisch, setzt sich auf seinen früheren Platz,
klimpert und summt, als wäre nichts vorgefallen, das alte Lied
chen vor sich hin bis ibm später Ursula den frischen Wein bringt.)
10. Auftritt.
Vorige, Wiesenberger, Wishofer, Wien-
inger, Stöger.
Wiesenberger (im Eintreten die anderen zum Ein
tritte nötigend): Nichts da, werte Herren und liebe
Freunde! Ein heißer Tag, eine heiße Parade und eine
noch beißere Ratssitzung. Nach soviel Hitze tut ein kühler
Trunk dringend not. Schnell, schnell, Maria I Die Herren
haben Durst und dein Vater erst recht. — Wo ist die Mutter?
Maria (noch immer in Erregung von der früheren
Szene, selbe mühsam beherrschend: Draußen wohl im Keller,
um dem Herrn dort —
Wiesenberger (sich flüchtig zu Kestner wendend):
Gott zunl Gruß' Euch, lieber junger Herr I Seid
also auch durstig? — Na, rasch, Mädel, rasch! Hilf der
Mutter, uns einen guten Tropfen zur Feier des Tages ein
zuschenken ! — Nehmt doch Platz, liebe Freunde I (Ladet die
Bürger zum Niedersetzen ein, während er sich selbst setzt.)
(Maria mit einem scheuen Blick auf Kestner ab.)
11. Auftritt
Kestner: Große Parade also gewesen? Und —
die — — hielt wohl der Kaiser selbst ab?