Volltext: Von Mondsee und dem Mondseeland

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Aber sie siegt und — in die Mitte des Bildes gerückt, erscheint nun erst in 
schönstem Glanz: am bläulichgrünen See Mondsee mit seinem Wahrzeichen, 
der doppeltürmigen altehrwürdigen Klosterkirche. 
„Rund um mich ist alles Pracht und Wunder alles. 
Mit Ehrfurcht schau' ich die Schöpfung an; 
denn du, Namenloser, schufest sie." 
* * 
* 
„Sehnsüchtig zieht entgegen 
Natur auf ihren Wegen 
als schöne Braut im Schleier 
dem Geiste, ihrem Freier." 
Nun ruhe ich und sinne seliger Kindertage, die mir dort ein gütiges Geschick 
beschert — der Zeit, welche die Umgebung, in der man aufwächst, als ein gegeben 
Feststehendes nimmt, bis ein Erleben von „Veränderungen" das große „Werden 
und Vergehen" ahnen läßt, den Pulsschlag alles Seins — bis mählich bewußtes 
Empfinden des Schicksals der eigenen kleinen Person Herz und Auge öffnet 
für der Nächst- und Nahestehenden Freud und Leid und eiue gleichgestimmte 
Saite in der fühlenden kleinen Brust mitklingen macht. 
Ist damit nicht auch ein schöner Grund geschaffen für das Aufkeimen historischen 
Sinns, durch den, von Eltern auf Großeltern rückschauend, Interesse erwacht 
erst für das Schicksal von Einzelmenschen, dann ganzer Gemeinschaften früherer 
Zeiten und so — durch „Sage" und „Geschichte" — Bilder des Lebens jener 
Vergangenheit erstehen, aus der wir hervorgegangen? — Eine Grundlage 
dafür, daß der Geist, der in der Kindheit Vorgänge in der Natur, selbst der leb- 
losen, vermenschlicht, mit Entstehnngs-„Sagen" sich zufriedengibt, allmählich 
den großen Entwicklungsgedanken mitdenken kann, bis er auf jenen Brücken zn 
schreiten wagt, die nimmermüder Forschergeist und -fleiß durch jahrhuuderte- 
lange Arbeit, Irrtum auf Irrtum überwindend, über Tausende von Jahr- 
taufenden geschlagen und so auch in die Vergangenheit der Landschaft schauen 
läßt, die uns umgibt. — 
Und Phantasie baut Bilder aus der Entstehungsgeschichte des Stückchens 
Heimat, das wir hier überblicken: 
In ungeheuren, ungemessenen Zeiträumen im Mittelalter unserer Erde 
vollzieht sich das „Wachsen" (z. B. des früher genannten Wettersteinkalkes, der 
Raibler Schichten und des Haüptdolomites in der Tricks, der Lias- und der Hierlatz- 
kalke im Jura) und eine Aufstauung des Gebirges (z. B. Faltensystem des Schaf- 
berges schon entstanden), das aber weitgehende Abtragungen erlitten hat, als 
in der Oberkreide es aufs neue das vordringende Meer überflutet, dem ihre 
Entstehung verdanken die Gofaufchichten (der Schafberg besitzt auch sie als
	        
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