Volltext: Beiträge zur Geschichte Gleinks

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Geheimschreiber des Bischofs von Gurk (334). Sein Nachfolger in Steyr 
war Lindner, der am 19. Febr. 1603 ankam. Cum tota sua familia et 
supellectili Styram venit atque ibidem scholam antiquitus pro studiis 
literarum in monte aedificatam inhabitare eoepit (93). ^ 
Lindner hatte keine leichte Stellung, wie wir aus seinen wenigen 
Andeutungen — von sich selbst spricht er nicht allzuoft und immer 
nur in der dritten Person — und noch mehr aus den allgemeinen Zeit¬ 
umständen erschließen können. So hatte er auch die Musik in der 
Pfarrkirche zu besorgen, die erst seit vier Jahren wieder katholisch 
war; aber da sich katholische Musiker nicht zu kommen trauten, war 
er zwei Monate ganz allein; auch fehlten selbst die Musikalien (93,94). 
Die Eltern hielten ihre Kinder vom Besuche der katholischen Schule 
zurück (121). Als Lindner endlich Schul- und Ghorbesetzung zusammen¬ 
gebracht hatte, erwuchsen ihm bei der Einführung einer strengeren 
Ordnung neue Schwierigkeiten (103), desgleichen wegen der Herhaltung 
des Schulgebäudes (119, 308) und der Bezahlung des Pfarrchors (146, 147). 
Lindner selbst war vom Garstner Prälaten Joh. Wilh. Heller unter 
Zusicherung eines Gehaltes von 200 fl. berufen worden; die Bestätigung 
durch den Steyrer Rat erfolgte am 21. März 1603 (92), wobei ihm zu¬ 
gleich aus dem Kirchenvermögen einstweilen 30 fl. mehr zugewiesen 
wurden (94); am 4. Sept. 1603 wurde dann eine Zulage von 10 fl. be¬ 
willigt (106). 
Von seiner eigenen Wirksamkeit erzählt Lindner, daß er im Fasching 
1604 zu Steyr und im Speisesaal von Garsten durch einige Bürgerssöhne 
einen Dialog2) de immolatione Isaei aufführen ließ (111) und daß er im 
März 1607 auf dem Steyrer Rathaus und dann wieder in Garsten einen 
Dialog vom barmherzigen Samaritan leitete (151), wie er auch in Waid¬ 
hofen zu Weihnachten 1591 in der Pfarrkirche anstatt der Predigt einen 
Dialog zwischen mehr als 12 Personen de puero recens nato (22) und 
Genaueres über die Lage der alten Bergschule scheint sich nicht er¬ 
mitteln zu lassen. Vgl. Hackel, Zur Geschichte der lutherischen Stadtschulen 
in Steyr (33. Jahresbericht der Realschule zu Steyr 1903), S. 5. Man wird 
natürlich vor allem an die Berggasse denken müssen. 
2) Ein Dialog war eine Sprechübung im großen, eine Deklamation, die 
unter mehrere Personen aufgeteilt war. Da die Vortragenden sich auch heftig 
in Rede und Gegenrede ergehen konnten und nicht selten sogar Kostüme trugen, 
wird sich ein Dialog oft nur mehr wenig von einem eigentlichen Spiel unter¬ 
schieden haben. Beliebt waren diese Darbietungen besonders in den Studenten¬ 
kongregationen der Jesuiten und sie wurden teils in der Schule vorgeführt, teils 
in der Kirche, u. zw. als Ergänzung des Katechismus-Unterrichtes und der 
Christenlehre. Vgl. Bernhard Duhr S. J., Geschichte der Jesuiten in den 
Ländern deutscher Zunge. 1907. I 325 ff; II 24 ff. Über Steyrer Dialoge und 
Schuldramen, sowohl bei Katholiken als bei Protestanten, berichtet Lindner öfter 
(97, 123, 193, 196, 206, 209, 211, 220, 224, 246, 303, 323, 342).
	        
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