Volltext: Beiträge zur Geschichte Gleinks

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Aber die Dinge wurden nicht besser. 1605 war die Stadt im Ver¬ 
lage mit 100.000 fl. im Rückstand, 1620 lagen 30.000 Zentner Eisen 
und Stahl unverkauft in Steyr. Endlich sagte die Stadt Steyr am S. Sep¬ 
tember 1625 förmlich den Verlag auf und es kam im gleichen Jahre 
zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft.1) Es hörte nun jeder 
Einzelbetrieb auf; alle drei Glieder des Eisenbetriebes wurden in eine 
einzige Körperschaft vereinigt, deren Oberleitung in Steyr war. 
Die weitere Entwicklung fällt nicht mehr in den Rahmen dieser 
Arbeit; doch sei noch erwähnt, daß die Stadt Steyr 1798 ihren Inner¬ 
berger Hauptgewerkschafts-Anteil von 941.302 fl. 2 7* kr. um 685.000 fl. 
an den Staat verkaufte2) und damit ihre Verbindung mit Innerberg 
löste, die sie einst groß und reich gemacht hatte. Die neue Blüte der 
Stadt ist aufs innigste mit Josef Werndl, gest. 1889, verknüpft, der die 
von seinem Vater Leopold begründete Waffenfabrik zu ungeahnter 
Höhe brachte; ihre Bedeutung im gegenwärtigen Weltkriege ist bekannt 
genug.3) 
Steyr war auch der Schauplatz bedeutender religiöser Kämpfe 
Wenn in Garsten selbst der Protestantismus gesiegt hatte, darf es uns 
nicht wundern, daß er auch in der größten Pfarre Garstens zur Herr¬ 
schaft gelangte.4) 
Der Pfarrvikar Lorenz Twenger hatte die Austeilung der hl. Kom¬ 
munion unter beiden Gestalten eingeführt und im Jahre 1557 den 
Fronleichnamsumgang abgeschafft. Damit war die Pfarrkirche protestan¬ 
tisch geworden. Î543 waren die Dominikaner abgezogen, weil sie von 
den protestantischen Bürgern keine Unterstützung mehr erhalten hatten; 
das leer stehende Gebäude5) wurde 1559 vom Stadtrate zu einem pro¬ 
testantischen Gymnasium bestimmt, die dazugehörige Kirche6) wurde 
1) Bei dieser Hauptgewerkschaft war Valentin Preuenhueber Sekretär, bis 
er bei der katholischen Erneuerung Steyr verlassen mußte und nach Regens¬ 
burg übersiedelte; er hatte Berggasse 19 gewohnt; Roll ed er 179. 
2) R o 11 e d e r 160. 
3) Am 11. Jänner 1916 zählte Steyr mit Einschluß der Truppen 25.789 Ein¬ 
wohner; Mitteilung in der Gemeinde ratss it zun g vom 2. März 1916. 
') Das Folgende stützt sich neben Preuenhueber, Lindner und Zetl 
besonders auf Pritz und Frieß (Garsten); genauerer Nachweis erfolgt nur 
bei besonderem Anlaß. 
5) Heute k. k. Postamt, Grünmarkt 1; die Angabe bei Hittmair 215: 
Stadtplatz 46 beruht auf einem Versehen. Das Dominikanerkloster war 1472 
gegründet worden; nach 1624 kamen die Dominikaner wieder nach Steyr (vgl. 
S tie ve, Anm. 1 zu S. 36). Im Juli 1785 wurde das Kloster endgültig aufgelöst; 
Hittmair 218. 
ü) Seit 1865 den Jesuiten überlassen; die jetzige Gestalt der Kirche stammt 
aus den Jahren 1642—Ì647. 
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