Volltext: Beiträge zur Geschichte Gleinks

olfgang Lindner wurde in den ersten Monaten des Jahres 
1590 als ludirector (lateinischer Schulmeister) von Wien nach 
Waidhofen an der Ybbs berufen, wo, gleichwie in ganz Öster¬ 
reich, dem übermächtig gewordenen Protestantismus gegenüber die 
katholische Reformation eingesetzt hatte (8)1); unter schwierigen Ver¬ 
hältnissen2) waltete er hier seines Amtes, bis er am 21. Dezember 1602 
kündigte, um der Berufung nach Steyr zu folgen (90, 91, 92). 
Seit 50 Jahren hatte es in Steyr keinen katholischen Schulmeister 
mehr gegeben (80). Mit welchen Schwierigkeiten zu rechnen war, ersieht 
man daraus, daß sich 1602 selbst P. Georg Scherer S. J.8) durch seine 
Münchner Ordensgenossen nur vergebens um einen deutschen Schul¬ 
meister für Steyr bemühte; nullus tarnen sese obtulit; omnes enim 
superiorem Austriam adeo suspectam habebant, ut nihil nisi rebellionem 
de illa suspicarentur (86). Als lateinischer Schulmeister wurde Ende 
1601 aus Passau der Elsässer Theobald Teuber (Deuber) gewonnen, 
aber dieser verzichtete schon nach einem Jahre freiwillig auf seine 
Stelle (81); er war später Hofrichter in Gleink4) und seit 1618 zu Graz 
*) Die eingeklammerten Zahlen bezeichnen die Seiten der vorhin erwähnten 
Ausgabe von Lindners Annalen. 
2) Am 28. August 1590 wurden die kath. Priester mit dem Schulmeister 
und andern Katholiken aus Waidhofen vertrieben (10); am Samstag vor dem 
ersten Adventsonntag wurden sie wieder in ihre Ämter eingesetzt (12). Am 
28. März und am 1. April 1597 wäre die Stadt beinahe durch die aufrührerischen 
Bauern zu Schaden gekommen; Lindners Bericht darüber befindet sich im Archiv 
von Seitenstetten. Vgl. Frieß, Der Aufstand der Bauern in Niederösterreich 
am Schlüsse des XVI. Jahrhunderts. 1897. S. 221. 
3) Scherer, einer der berühmtesten Prediger jener Zeit, war 1540 zu Schwaz 
in Tirol geboren; 1600 kam er nach Linz, wo er eine segensreiche Wirksamkeit 
entfaltete. Gestorben am 26. Nov. 1605, wurde er nach seinem Wunsche unter 
der Kanzel der damals den Jesuiten überlassenen Minoritenkirche (jetzt Land- 
haushirche) begraben. Vgl. P. Georg Kolb S. J., Mitteilungen über das Wirken 
der Jesuiten ... in Linz. 1908. S. 11 ff. 
4) Das bestätigen die Gleinker Annalen, indem sie zum Jahre 1615 
bemerken: Um diese Zeit ist M. Theobald Deiber allhier Hofrichter gewesen. — 
Näheres über diese Annalen S. 9, Anm. 1. 
1*
	        
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