Volltext: Beiträge zur Geschichte Gleinks

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der Aufhebung im Jahre 1784 hatte das Stift außer dem Prälaten 
18 Kapitularen;1) diese Zahl dürfte wohl nie erheblich überschritten 
worden sein. 
Auswärtige Pfarren2) hatte das Stift nur zwei: Dietach8) mit der 
Zukirche in Stadelkirchen und Haidershofen4) mit der Zukirche in Maria 
Burg. In jenen Zeiten waren diese Pfarren zumeist Weltpriestern an¬ 
vertraut.5) 
Das XVI. Jahrhundert hatte dem Stifte zu den Geldsorgen noch 
neue Schwierigkeiten gebracht: die religiösen Kämpfe. Die Annalen 
berichten nicht selten von Streitigkeiten mit den protestantischen Pfarr¬ 
kindern von Dietach und Haidershofen. Ja selbst die dort angestellten 
Seelsorger wurden bisweilen der Kirche ganz untreu oder ließen sich 
zum mindesten zu ganz offener Mißachtung wichtiger kirchlicher Vor¬ 
schriften hinreißen. Im Kloster selbst scheint es bis in die Mitte des 
Jahrhunderts gelungen zu sein, offene Neuerung niederzuhalten. Von 
Georg I. Lochmayr, der als Prior bei den Wiener Schotten 1565 
durch Postulation6) als Abt nach Gleink gekommen war, erzählen die 
Annalen ein Beispiel von geradezu auffälliger klösterlicher Strenge;7) 
1568 ernannte ihn der Kaiser über Vorschlag des Klosterrates8) zum 
Abt von Garsten, wo er dann freilich umschwenkte und gänzlich Schiff¬ 
bruch litt.9) Auffällig ist, daß sich dieser Fall wiederholte. Denn sein 
l) Dr. Rudolf Hittmair (1909—1915 Bischof von Linz), Der Josefinische 
Klostersturm im Land ob der Enns 1907, S. 157. — Ergänzungen zum Linzer 
Diözesanblatt I, 1874, S. 73. 
'2) Die im Gleinker Pfarrarchiv aufbewahrten Matriken dor alten Stifts¬ 
pfarre Gleink reichen bis zum 23. Febr. 1706 zurück. 
3) ÜB II. Nr. 418 vom 12. Juli 1220, S. 617. 
4) Vgl. oben S. 9. 
5) Das war für die frühere Zeit Regel und die Besetzung durch Stifts¬ 
priester bedurfte päpstlicher Erlaubnis; so erlaubte 1469 Paul II. dem Garstner 
Abt Berthold IV., zur Besserung des Klostereinkommens die Klosterpfarreien 
mit Kapitularen zu versehen; Frieß, Garsten, II. Jahrg., III. Heft 51. 
°) Wurde der Abt aus den Mönchen eines andern Klosters erwählt, so 
mußte er von diesem „postuliert" werden; das geschah in den Zeiten der reli¬ 
giösen Erneuerung sehr oft, so hatte Gleink 1565—1708 unter 11 Äbten 9 postulierte. 
7) Ann. 51. 
8) Da die protestantisch gesinnten Äbte die Klostergüter geradezu wahn¬ 
sinnig verschleuderten — z. B. wurde von Garsten der schöne Wald am Dam¬ 
berg, das erste Klostergut, um 1565 gegen jährlich 116 Bäume, 2 Hirsche und 
4 Hirschkühe an den Steyrer Burggrafen abgetreten (Frieß, II. Jahrg., III. Heft 
254) — so ernannte Maximilian II. einen Klosterrat, 1567 zum erstenmal erwähnt, 
der die weltliche Verwaltung überwachen sollte. Später bestand er aus geist¬ 
lichen und weltlichen Mitgliedern und hatte allseitige Aufsicht über die Klöster; 
vgl. Keiblinger, I 814, Anm. 3. 
9) Frieß, II. Jahrg., III. Heft, 256 f.
	        
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