Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

z.Das ist der Caldaner Pietro!" sagte 
einer. 
,Pietro hatte sich jetzt mühsam aufgerichtet. 
Verdammte Tedeschi! Mißlungen! Aber 
diesmal nur! Das nächste Mal vernichten wir 
Euch!" 
Sein Gesicht war habverzerrt. Ferdinand 
Ccheidhacker stand vor dem Verwundeten, des» 
sen Gesicht bereits vom nahenden Tod ge- 
zeichnet war und dessen krampfhaft an die 
Brust gepreßte Hand das Blut nicht mehr 
zurückhalten konnte. 
„Ja, das war diesmal schon der Wunsch 
gewesen. Uns wollte dein Verrat töten und 
der einzige Schutz der Italiener, der wirklich 
tötete, hat dein Kind getroffen, deinen Kna- 
den, in meinen Armen getroffen, in die er 
sich geflüchtet hatte." 
..Mio Carlo . . .!" 
„Dort in der Hütte liegt er — — 
-.Ihr lügt! Latzt ihn sehen!" 
Auf einen Wink des Führers Ratten zwei 
der Soldaten den toten Jungen aus der Hütte 
getragen. 
Mit beiden Armen ttützte sich der Cal« 
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daner.Pietro auf: mit weitaufgerissenen Auge« 
starrte er nach der Hütte hin. — Da tra« 
fen die Blicke das tote Kind. 
„Carlo mio!" 
Die Hände streckte er aus nach dem to» 
ten Kinde. Dann brach er zusammen unv 
blieb regungslos liegen. Cr war tot. 
„So ist es am besten für ihn: es blieb 
ihm wenigstens der Tod des Verräters durch 
den Strick erspart!" sagte Ferdinand Scheid« 
Hacker zu seinen Kameraden. „Aber sein Schick« 
sal erscheint mir wie das bevorstehende Schick« 
sal des ganzen Landes dort unten, das unser 
Vaterland durch den schmählichsten Verrat 
vernichten will, und das, wie jener Tote dort, 
durch den Verrat vielleicht verlieren wird, was 
ihm bisher als teuerster Besitz galt." 
„Dann trifft es nur der Lohn des Ver« 
rats." 
Mehrere hatten es gesagt, in denen nur 
der Wunsch glühte, der Heimat treueste Hü« 
ter zu sein. Den Verräter aber begruben 
sie mit seinem Jungen, den er durch fein« 
eigene Tat getötet hatte, in einem gemein« 
samen Grabe. _.j 
L»ser der wilden Tiere und Schlangen in Indien. 
Der Bericht der Britisch-Indischen Re- 
gierung über die Verluste an Menschenleben 
und Vieh durch wilde Tiere und Schlangen, 
der in der „Times of Jndia" abgedruckt ist,- 
bringt über dieses tragische Kapitel des in- 
dischen Volkes sehr bemerkenswerte Zahlen. 
Danach sind im letzten Jahre 1745 Personen 
durch wilde Tiere getötet worden. Dieses 
bedeutet gegen das Vorjahr eine Zunahme 
von 9 Prozent. Die meisten Fälle kommen 
auf das Schuldkonto des Tigers, ^nämlich 
646. Fast unglaublich klingt es. daß im 
Ranchi-Distrikt ein einziger Tiger nicht we- 
Niger als 289 Menschen getötet hat. An 
Schlangenbiß sind 22.894 Personen gestor¬ 
ben. Auch diese Zahl ist um einen großen 
Prozentsatz größer als die des Vorjahres. 
Die meisten Todesfälle sind durch den Biß 
der Herichi-Natter verursacht, für deren voll- 
ständige Ausrottung von der Regierung be- 
sondere Maßnahmen getroffen sind. Durch 
wilde Tiere sind 94.746 Stück Vieh getötet 
worden, durch Schlangenbiß 10.934. Der 
Leopard ist daran mit etwa 50 Prozent be- 
teiligt. Tiger und Wölfe kommen an zwei¬ 
ter Stelle. Der Bericht erwähnt,- daß auch 
diese Zahlen sich um einige Prozent erhöht 
haben. Die Zahl der getöteten wilden Tier« 
beträgt 25.903, darunter 1431 Tiger, 6557 
Leoparden, 3076 Bären und 3066 Wölfe. 
An Prämien wurden dafür 191.131 Rupies 
gezahlt. Daß in einem Lande, das sich seit 
2 Jahrhunderten der Segnungen englischer 
Oberhoheit und Zivilisation erfreut, ein An« 
wachsen dieser, eine so traurige Sprache re« 
dender Zahlen, möglich ist, wird durch den 
Schluß des Berichtes beleuchtet. In ganz Im 
dien, mit seinen mehr als 200 Millionen Eht« 
wohnern, gibt es nur 176.779 Gewehre fn 
Händen des Volkes. Im letzten Jahre hat 
sich diese Zahl, wie mit Befriedigung festge« 
stellt wird, sogar um 5700 verringert. Dem 
indischen Volke wird die Waffe, um Leben 
und Hab zu schützen, verweigert. Wehrlos 
sind sie den wilden Bestien der Dschungel 
ausgeliefert. Dafür hat aber England auch 
keinen Volksaufstand zu fürchten. Dieses ist 
auch ein Beweis, wie England den unter- 
drückten Völkern die Freiheit bringt.
	        
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