Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

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selbst die halbe Zigarette, die ihm von einem 
guten Kameraden zuteil ward, eigentlich ohne 
(6enutz rauchte. 
Der Grund zu diesem eigentümlichen Ver¬ 
halten ward aber allen klar, als be- 
lannt wurde, dah Paul Thiel sich ge¬ 
meldet hätte, als der, der den Ver¬ 
such machen wollte, das ..Donner-Kreuz" zu 
ermitteln. Nun stellte es sich auch heraus, 
dah noch mehrere andere sich mit der gleichen 
Absicht getragen, aber Thiel hatte das Vor¬ 
recht und lieh es sich nicht mehr nehmen. 
Am Abend des Tages, an dem Paul 
Thiel seinen Weg antrat, erhob sich der Wind 
plötzlich und begann längs der Afer sein Spiel 
zu treiben. Das Pfeifen, Sausen und Brau¬ 
sen des ungestümen Gesellen erleichterte ihm 
sein Vorhaben, schluckte den Hall seiner 
Schritte und das Rascheln in Gras und Kraut, 
das welk und dürr niederhing. Mit dem 
Bade im Fluh begann das Wagnis. Thiel 
hatte vom Ufer aus sich genau über die 
Richtung, die er nehmen muhte, orientiert. 
Gerade hinüber war das Beste. Die Gefahr 
blieb die gleiche. 
Der Fluh war nicht sehr breit und das 
Wasser sonst still. Aber in dieser Nacht war 
der Wind am Werk. Thiel bih die Zähne 
aufeinander, indes er Arm und Fuh brauchte. 
Endlich stich er wieder auf Schilf, das kni¬ 
sterte und raschelte. Er machte, tief Atem 
schöpfend, halt. Das Wasser rann an ihm 
herab, erst in kleinen Bächen, dann in langen 
Tropfenreihen. Er schüttelte sich kräftig. 
Er kroch weiter, Schritt für Schritt, über 
den Sand, wie eine Eidechse. Von Zeit zu 
Zeit hob er den Kopf und horchte. Aber er 
vermochte vor dem Lärm des Windes nichts 
zu hören. Allerlei Geräusche erregten und 
verwirrten ihn. Da war ein Baumstumpf, 
das muhte ein Posten fein, Gewehr schuh¬ 
bereit. Ja, er sah das Gewehr deutlich. Er 
blieb wie gelähmt liegen. Dann raffte er 
sich auf. Weiter! Er hatte doch das Ziel 
vor sich, und das Ziel war noch so weit. Wo 
war es? Das Blut schlug ihm durch den 
Kopf, das Herz klopfte mit starkem Schlag, 
in den Schläfen pochte es ihm wie mit Häm¬ 
mern: Tack, tack, tack, tack. Jetzt erst kam 
ihm das Bewuhtsein dessen, was er unter¬ 
nommen . Die ganze Gröhe der Gefahr. Er 
war hier den Feinden so gut wie ausgeliefert, 
der ärgste Tod stand vor ihm und begleitete 
ihn Schritt für Schritt. 
Instinktiv kroch er weiter. Wo ihm seine 
Phantasie den Feind vorspielte, wich er nach 
rechts oder links aus. Da war wieder ein 
Posten. Oder warf ihm nur sein erregtes 
Blut das Schreckgespenst vor seine Augen? 
Er konnte doch eigentlich gar nichts sehen 
Er glaubte, Stimmen, Knacken von Gewehr 
läufen zu hören, die sich auf ihn als ein leich¬ 
tes Ziel richteten. Einmal meinte er, eine» 
Ruf an sein Ohr schlagen tzu hören. A 
er kroch immer vorwärts — da ebbte sei, 
Blut zurück, die Ruhe kam wieder, längs« 
und allmählich wurden seine Sinne wird« 
klar. Er muhte jetzt die Vorposten und feind¬ 
lichen Schützenlinien passiert haben. Nun hies 
es aufpassen. Mit aller Sinnesschärfe! Wem 
es nur etwas lichter gewesen wäre! Aber ei 
blieb und tappte im Dunkeln. 
Ec wagte nicht, sich aufzurichten. Er te¬ 
stete mit den Händen vorsichtig den Bode« 
ab. Sand, Gras, nichts sonst. Weiter! M- 
riuten verrannen, kostbare Minuten, eine naj 
der anderen tropfte ab zu Viertelstunden, hal¬ 
ben, ganzen Stunden. Nun schob sich di, 
Wolkenwand von der Mondsichel fort, lang¬ 
sam, zum Erbarmen langsam. Thiel starrt, 
empor, während ein blasses feines, dünn« 
Licht allmählich sich ausbreitete. Dann duckt, 
er sich, hob jedoch gleich wieder vorsichtig 
den Kopf. Was war das vor ihm? D« 
lag eine Art von Hügel, Sandhaufen, 
Gestrüpp bedeckt, ohne Buschwerk, aber dock 
starrte etwas wie ein Maul, noch eins, i ! 
eins. Thiel bih die Zähne aufeinander. Da; 
muhte das „Donner-Kreuz" sein. Kein Zwei¬ 
fel. Er schob sich heran, erregt, vor den Auge« 
Schleier, die erst sanken, als er vor den Möl¬ 
lern hielt. Nun galt es schnell handeln 
Er klomm auf den Hügel. Da standen di, 
Krüppelkiefern. Nasch den Knicker hervor uni 
das Astwerk fort! Das Messer säbelte mit 
Fieberhaft in den Zweigen, bis sie kahl da¬ 
standen. Nur die Stämme blieben wie Pfähle 
Dann herab vom Hügel, schlüpfend m 
eine Eidechse, den Sand herab, vorwärts 
Wieder erregt. Diesmal aber froh, mit ge¬ 
hobenem Gefühl. Vorwärts! Am Himmck 
nur die Flimmerlichter der Sterne, das Mond- 
licht von den Wolken verschluckt. Dunkel wi, 
vordem, Nacht, stürmische Nacht mit Windes¬ 
brausen. Weiter — da unten lag das Wasser 
jetzt Schilf, Röhricht, Gras; das knirscht, wem 
sich ein schwerer Körper dazwischenwirft. C 
leises Gleiten, Ruderstöhe — heim — heim 
glücklich heim! 
Am anderen Morgen schossen sich di, 
Deutschen auf das „Donner-Kreuz" ein. Di, 
drei Kiefernpfähle waren ein wunderbar« 
Treffpunkt. Die Russen kamen nicht mehr z» 
Atem. Sie erwiderten das Feuer, das wal 
selbstverständlich. Aber es ward schwächer 
schwächer: dann ward es still — das „Dor- 
ner-Kreuz" war gesunken. 
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