Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

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sprechen; doch nun möchte ich noch deinen Na¬ 
men wissen, tapferer Bürger." 
„Sprich lieber Bürgerm zu mir,- denn rch 
bin Marietta C. . ., die Braut des Grafen 
Lmgi, dem ich durch dieses Spiel das Leben 
wiederum gewonnen habe." 
Des Diktators Stirne will sich abermals 
verfinstern. 
„Bürgerin! Wie konntest du es wagen, 
dich schließlich.selbst dem größten Unglück, dem 
Tode, in die Hand zu spielen?" 
„Das tat ich nicht und konnt' ich nicht ein¬ 
mal. Denn für mich bedeutete bei diesem 
Sieg und Niederlage Glück. Denn der Sieg 
entriß meinen Bräutigam der Guillotine und 
die Niederlage? Wär' ich unterlegen, so hätte 
Luigi, Mein Glück aus dieser Erden, morse?? 
terben müssen, ich hätte dir ein Menschenleer? 
für deinen Sieg geschuldet und das wär dam; 
ch gewesen. O, sag es selbst, wär' das für miai 
kein Glück gewesen, wenn ich mit dem Er¬ 
korenen meines Herzens hätte sterben können« 
nachdem es mir gestattet war, mit ihm stt 
Die Umstehenden ergreift bei diesen, Hel- 
denworten, aus denen Liebs sprach, wie sie dre 
Welt so wenig kennt, tiefe Rührung. Selbst) 
Robespierre sitzt in sich versunken da. Er hört 
der heldenhaften Jungfrau Dank nur hc.lv 
und halb. 
„Gott mit euch asten, Bürger," ist ihr letz¬ 
ter Gruß und fort ist sie aus dem Cafe. 
Me Lektion. 
Aus Budapest wird folgendes Kasernen- 
Hof-Eeschichtchen erzählt: Ein Oberst kommt 
gerade dazu, wie ein Leutnant einem Rekruten, 
den er zu drillen hat, eine Ohrfeige gibt, und 
macht dem Temperamentvollen Vorwürfe, daß 
er jetzt mit den Menschen, die ihr Leben dem 
Vaterlande opfern, so grob umgehe. Der Leut¬ 
nant entschuldigt sich: „Der Kerl ist so dumm! 
Ich kann ihm nicht das Einfachste beibrin¬ 
gen ..." — „Man erreicht alles mit Ge¬ 
duld," entgegnet der Oberst und beginnt vor 
dem Leutnant die Arbeit selber. „Wie heißt 
der Oberst des Regiments?" fragt er den Re¬ 
kruten. Promte Antwort: „Jllosvay Györ- 
gy." „Nein, du irrst dich. So hieß er früher. 
Jetzt ist's ein anderer. Also, wie heißt der?" 
Promte Antwort: „Jllosvay Eyörgy." Der 
Oberst wird etwas eindringlicher: „Du irrst, 
dieser Oberst ist tot und begraben. Sieh her, 
ich bin es, der jetzt Oberst ist. Ich heiße 
Kovacs Janos. Rovacs Janos heißt dein 
Oberst. Also, wie heißt dein Oberst?" Promte 
richtige Antwort: „Kovacs Janos." Der 
Oberst sieht den Leutnant triumphierend an, 
als wenn er sagen wollte: Sehen Sie, es geht, 
wenn man nur will, und fragt den Rekruten 
weiter: „Und wie heißt denn du?" Promte 
Antwort: „Kovacs Janos." Der Oberst, ein 
wenig nervös: „So... so, und wie heißt 
dein Vater?" Die gleiche Antwort: „Kovacs 
Janos." Nun verläßt selbst den Oberst die 
Ruhe: „Dummer Kerl!" schreit er und — 
haut dem Aermsten eine herunter. . . Da 
salutiert der Leutnant und sagt dem Oberst: 
„Melde gehorsamst: De: 
so wie der 
heißt 
Nun verläßt selbst den Oberst die Ruhe: „Dummer 
Kerl!" schreit er und -1 haut dem Aermsten ein? 
herunter. .
	        
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