Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

Skizze aus bet Gegenwart. Von I. Bock. 
Nachdruck verboten. 
L. 
veU 
l. 
stall 
Eil 
Die Nacht war 
dunkel und ster- 
nenlos. Ab und 
zu ertönte lau¬ 
tes Donnergrol¬ 
len und ein 
leiser Blitz 
zuckte durch 
das schwere Ge¬ 
wölk. das sich 
im Westen wie 
eine schwarze 
Wand zusam¬ 
menschob. Dann 
schimmerte es 
Hell durch die 
Düsternis': das 
Wasser des brei¬ 
ten Flusses, der 
seine hochange- 
schwollenen Wo¬ 
gen durch das 
waldreiche Tal 
schob. 
Auf der einen 
Seite einige 
hundert Schritte 
entfernt von der 
massigen eisernen 
Brücke, die 
ihren kühnen 
Bogen Über den 
Nutz spannte, 
und über die 
rasselnd und 
schnaubend Ei¬ 
senbahnzüge ra¬ 
sten, stand ein 
mäßig großes, 
einstöckiges 
Raus, aus des¬ 
sen Fenstern 
Matter Licht¬ 
schein strahlte. 
Ab und zu fiel auch ein breiter, Heller Strei¬ 
fen in das schwarze Nachtdunkel: das war. 
wenn 
die 
Viel war ja in den kleinen Grenznestern ohnedies nicht 
los und die schönen Augen der schwarzen Tatjana, der Wirts¬ 
tochter,zogen sowohl die deutschen wie die ruffischen Uniformen an. 
man in aller 
fast vergaß. Denn er 
schwere Aolztüre 
sich knarrend öff¬ 
nete und ein 
neuer E ast in die 
niedere, mit Ta¬ 
baksqualm ange¬ 
füllte Wirtsstube 
trat. Dann er¬ 
scholl auch lau¬ 
tes, erregtes 
Reden, das 
Manchmal fast 
zum Schreien 
wurde und dröh¬ 
nendes Aachen 
in die tiefe 
Stille. Es ging 
hoch her seit 
einigen Wochen 
bei Ivan Wla- 
dikaws, dem 
Grenzwirt. In 
den Abendstun¬ 
den kamen sie 
von allen Sei¬ 
ten gelaufen, die 
Bauern aus der 
Umgebung, die 
kleinen Beamten 
der Stadt eben¬ 
so, wie der 
Kaufmann, der 
Barbier, der Ge¬ 
richtsschreiber. 
And auch Kol- 
datenunifor- 
men sah man. 
seltsamerweise 
russische und 
deutsche, denn 
das breite Flu߬ 
bett bildete ja 
die Grenze, die 
Freundschaft beim Wirt 
schenkte einen ganz
	        
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