Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

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Geringe Einschätzung eines Ehemannes. 
Vor etwa zehn Jahren wurde m Newyork 
eine richtige Liebesheiriat geschlossen. So un¬ 
glaublich es klingen wag, auch im Lande des 
Dollars soll so etwas noch vorkommen. Sie 
war schwer reich, er hatte nichts. Im Laufe 
der zehnjährigen Ehe scheint sich nun vieles 
geändert zu haben, wenigstens Muh die Liebe 
der Frau für ihren Mann arg lerschüttert 
worden sein. Frau Hedwig Osterhoff, dies 
der NaMe der Millionärin, starb und hin¬ 
terließ ein Testament. In diesem vermachte 
sie von ihrem Vermögen 1,999.999 Dollar 
zu wohltätigen Zwecken, ihrem Galten hin¬ 
terließ sie — einen Dollar. Denn — „mehr 
ist der g!anze Kerl nicht wert!" So stand 
in dem Testament. 
Etwas andsres. . . . Nun, wenn Ihnen 
Meine Tochter gar so gut gefällt, können Sie 
sie ja heiraten! — O, bitte sehst . . . gar 
so gut gefällt sie Mir nicht! 
Wirt: „Siehst Du, mein Sohn, so ist 
iM Leben der ewige Kreislauf: Die Wurst, 
die übrig bleibt, kommt in den Hack-Braten, 
und der Braten, der übrig bleibt, kommt 
wieder in die Wurst!" 
Wörtlich «genommen. Er war Bäckermei¬ 
ster und zwar von der allerbesten Art. Er 
verteuerte das Brot wahrhaftig nicht! Co 
große Brote, wie bei ihm, gab es im gesam¬ 
ten Stadtviertel nicht wieder, und seine Bre¬ 
zeln w«aren wegen ihrer Fettleibigkeit gerade¬ 
zu berühmt. Das hatte aber alles, seinen 
natürlichen Grund. Er bezahlte nämlich we¬ 
der seine Butter, noch auch sein Mehl, und 
wenn die Lieferanten dann zuletzt wirklich MI 
klagbar wurden, so war ex schon , stets 
anderswohin verzogen, hatte seine Bäckerei gün¬ 
stig verkauft, das Geld eingesteckt und war 
unpfändbar geworden. Das MehlodraNta 
fand somit immer einen guten Abschluß, für 
ihn selbst wenigstens, und die Butterhändlei 
waren eben einfach «angeschMiert, wie dar 
der Beruk Mit einem so fettigen Artikel ja 
eben Mit sich bringt. In großen Städten 
sind derartige Vorkommnisse bekanntlich nichts 
Ungewöhnliches. Leid«, sagen die ehrlichen 
Leute, kaufen aher die großen Brote doch 
gerne. Indessen, «er, hätte die Brötchen M 
liebsten noch viel, viel größer gemacht, denn 
auf desto Mehr Absatz konnte er ja rechnen, 
wenn nur das Holz, das verflirte Holz nicht 
so teuer gewesen wäre. Auf diesen Artikel 
gibt es nämlich keinen Kredit. — Lange sann 
und grübelte er, wie diesem Uebel wohl ab¬ 
zuhelfen sei und schließlich war sein Entschluh 
gefaßt. Als er nämlich mal wieder seine 
Bäckerei verkauft, da mietete er sich eine nme in 
dem Hause eines Holzhändlers selbst, der 
einen kolossalen Vorrat von diesem unentbehr¬ 
lichen Artikel «auf seinem Hofe aufgestapelt 
hatte. Nachdem «also der Mietskontrakt mit 
Postnumerando-Miete fein säuberlich aufge¬ 
setzt und von beiden Seiten unterschrieben 
war, sprach der liebenswürdige Hauswirt 311 
ihm: „Nicht w«ahr, mein Lieber, und dam 
nehmen Sie «doch auch immer Ihr Holz von 
Mir?" — „Selbstverständlich, selbstverständ¬ 
lich, können g«anz sicher darauf rechnen!" er¬ 
widerte er Mit biederem Handschlag. And 
so tat er denn «auch. — Allnächtlich, 
wenn schon alles im süßesten Schlummer 
und der Brave alleine wachte, um feinern 
Bäckerberuf nachzugehen, begab er sich im¬ 
mer erst zuvor «auf den Hof hinaus und 
packte von den schönen großen Holzkloben 
soviel er nur immer fassen konnte, um sei¬ 
nen Kunden die riesigen Brote herzustellen, 
ein Wohltäter der Menschheit, bis — ne. 
bis er endlich dabei gefaßt wurde. „Aber, 
was machen Sie denn da? Sie nehmen I» 
von meinem Hotz!" — „Na gewiß, das he¬ 
ben wir ja verabredet!" — „Hm! Allerdings! 
Aber «ohne jede Bezahlung?" — „Haben w« 
vielleicht etwas abgemacht?" — 
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