Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

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Die Daten fielen mir auf. Also diesel¬ 
ben Tage, an welchen die Erkrankung, bezie¬ 
hungsweise Verschlimmerung, erfolgt war. 
waren auch die Tage der Briefsendungen. Ge¬ 
stern hatte Frau Baronin zum ersten Male 
tzr ihren Gatten die Arbeit besorgt, —-- 
heute war sie prompt erkrankt! — Ein zwei¬ 
ter Gedanke ließ mich jedoch darüber lächeln. 
Was konirle die Sendung eines Briefes für 
einen Zusammenhang mit Vergifiungserschei- 
itungen haben! Verrückt! 
Baronesse Annie brachte den Brief. 
„Ocffne ihn doch, ilinb, — ich will noch 
eine Zeile zufügen und mich entschuldigen, 
hole inzwischen ein neues Kuvert. Rechts, 
i„ der obersten Schreibtischlade! Sie verzei¬ 
hen schon, Herr Winter." 
Meine Blicke wurden von dem leeren 
Briefumschlag gefangen. Die Frau Baronin 
hat eine kräftige Männerhand, dachte ich, 
als ich die Adresse las und sie mir ein¬ 
prägte, als aber das junge Diädchen mit 
dem neuen Kuvert kam, fragte ich erstaunt: 
„Sie adressieren wohl immer im Vorrat?" 
„O nein", entgegnete sie, „Heinz hat 
UNS eine Anzahl fix und fertig adressierter 
Kuverts geschickt, um uns eine Mühe zu 
sparen." 
„So. so. — übrigens eine hübsche 
Schrift!" Ich nährn das leere Kuvert in 
die Hand und steckte es dann ein. Baronesse 
Annie steckte den ergänzten Brief in das neue 
Kuvert, schloß es und verlieh damit das Zim¬ 
mer. Auch ich empfahl mich, um in Ruhe 
den Fall überlegen zu können. Mein erster 
Weg galt dem Telegraphenamt, wo ich eine 
längere chiffrierte Depesche aufgab. Dann 
unternahm ich einen mehrstündigen Spazier¬ 
gang am Fluh entlang, und kehrte gegen 
Abend ins Schloß zurück. Hier fand ich zu 
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Jen Kosaken entwischt. 
Ein Mann von der Radfahrerkompagnie 
rourbe auf wunderbare Weise gerettet. Von einer 
kosakenpatrouille gefangen genommen, wurde 
er in ein Haus gesperrt, das die Bande dann 
an allen vier Ecken anzündete. Unser Kame¬ 
rad roch den Braten, zog rasch Weiberkleider 
an, die in einem Schranke lagen und kletterte 
aus dem Kellerfenster. Die Kosaken lachten sich 
halb tot über das alte Weib, das sie geräu¬ 
chert hatten. Sie hörten abep bald auf zu 
meiner Verblüffung den Doktor wieder vor, 
der mir mit allen Zeichen innerer Erregung 
die Mitteilung machte, daß die Baronesse 
unwohl geworden sei. Dieselben Symptome 
wie bei den Eltern! 
Wie oft bringt ein Zufall ans Licht, 
was wochenlange Ueberlegung nicht vermocht 
haben würde. Ich brachte die Kuverts so¬ 
fort in einen direkten Zusammenhang mit den 
Erkrankungen und holte mir, während der 
alte Baron apathisch da lag, die übrigen 
aus seinem Schreibtisch. Eine Antwort aus 
Berlin auf meine Depesche war nur geeignet, 
meinem Verdachte neue Nahrung zu geben. 
Und so fuhr ich denn mit dem Nachtzuge 
nach der Metropole und holte in den frühen 
Morgenstunden meinen Freund Kastherr, der 
ein chemisches Laboratorium besitzt, aus dem 
Bett und das Ergebnis mehrstündiger Arbeit 
genügte, den zukünftigen Majoratsherrn per¬ 
haften zu lassen. 
Der leichtsinnige junge Mann, der es 
nicht erwarten konnte, bis das reiche Erbe 
ihm auf natürliche Weise zukommen würde, 
von Schulden gedrängt, war aus die Idee ge¬ 
kommen. seinen Onkel unauffällig ins 2en- 
seits zu befördern und sich zu diesem Zwecke 
eines Giftes bedient, welches er auf Borneo 
in seinen Besitz gebracht hatte. — Die Mit¬ 
tel zu seiner Weltreise hatte ihm sein Oiikel 
zur Verfügung gestellt. — Er hatte das Gift 
mit Gummi vermischt aus die Briefklappen 
gebracht, in der sicheren Annahme, daß von 
hundert Personen neunundneunzig den Brief 
mit der Zunge schließen. Raffiniert! Nur 
der Umstand, daß er seine Briefe in regel¬ 
mäßigen Zeiträumen erhielt, mußte zu seiner 
Entlarvung führen. 
Baron Oppenstein hat die Folge,! der 
Vergiftung längst überwunden. 
lachen, als das alte Weib, etwa zweihundert 
Meter von dem Hause entfernt, aufhörte zu 
humpeln, sich auf das Rad schwang und davon¬ 
raste. Sie verfolgten ihn zu Pferde, kamen aber 
zu spät, denn der kühne Nadler war bis zum 
Haff gekommen, hatte das Rad in das Wasser 
geschmissen und war selbst bis zu einem Kahne 
geschwommen, auf dem er daraus los ruderte, 
bis er sich in Sicherheit befand. Die Nüssen 
knallten wie verrückt auf den Kahn, ohne zu 
treffen . ."
	        
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