Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

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. Und nachdem die Völler den. 
ganzen Nachmittag gedonnert und den Anbei 
Hintermeilingens weithin verkündet hatten, 
ging allmählich die Sonne unter und machte 
den güldenen Sternen Platz, denen es ver¬ 
gönnt war, auf ein selten schönes Schauspiel 
herniederzuscheinen. Auf dem Kirchplatz ver¬ 
sammelten sich dir Mitglieder des Schützen- 
vereins in ihrer schmucken Tracht mit bun¬ 
ten Lampions, inan ordnete sich in Reih und 
Glied, der Hauptmann stellte sich an die Spitze, 
die Musik hob schmetternd an, und der Zug 
setzte sich durch die mit wehenden Fahnen ge¬ 
schmückten und von einer dichten Menschen¬ 
menge durchfluteten Straßen nach der Wirt¬ 
schaft des Herrn Jodokus Schmitz in Be¬ 
wegung. Ms man hier angekommen war, 
erschien der Prinz Theodor mit seinem Be¬ 
gleiter, dem Herrn Grafen von Gleichen, auf 
der Haustreppe, der Hauptmann richtete 
einige weihe- und schwungvolle Worte an ihn, 
die mit einem dreimaligen Hoch schlossen, in 
das alle begeistert einstimmten. Sodann dankte 
der Prinz sichtlich tiefbewegt und gerührt und 
versicherte, daß er diesen in Hintermeilingen 
verbrachten Sonntag nie vergessen werde. 
Seine Rede schloß mit einem Hoch auf 
die Gemeinde. 
Es wurde allgemein bedauert, daß die 
Pflicht den Prinzen Theodor noch am selben 
Abend in die Universitätsstadt zurückrief. Die 
Rückfahrt nach der Station geschah durch den 
Herrn Vorsteher, der den Wagen, den er den 
Herren zur Verfügung stellte, persönlich lenkte. 
Dreimal noch krachten die Böller, als der Wa¬ 
gen zum Dorfe hinausrollte, ein donnerndes 
Hoch scholl hinterdrein, und dann begab man 
sich zu einer feuchtfröhlichen Nachfeier, bei 
der auf das Wohl des Prinzen noch man¬ 
ches Glas geleert wurde. 
Nie, niemals wird Hintermeilingen die¬ 
sen hehren Tag vergeben." 
Aber, wie selten eine Freuds ungetrübt 
bleibt und ohne einen Tropfen Wermut, s, 
auch nicht der Jubel der Hintermeilingen 
Böse Lästerungen in der Nachbarschaft began¬ 
nen bald zu sticheln und zu höhnen und be¬ 
haupteten dreist, die vornehmen Gäste, die in 
Hintermeilingen so fürstliche Aufnahme ge¬ 
funden, seien harmlose Studenten gewesen utz 
die Intelligenz der Hintermeilinger, die stz 
so schmählich hätten nasführen lassen, sich 
im umgekehrten Verhältnis zu ihren dicken Kar¬ 
toffeln. 2a, sogar der Bürgermeister erkm- 
digte sich bei seinem nächsten Besuche bei», 
Vorsteher -hämisch lächelnd, wieviel Pfund Pul¬ 
ver zu Ehren des Prinzen Theodor ver¬ 
schossen worden seien, und die Stina Schmitz 
frug er, wie sie und die schöne Jule wäh¬ 
rend der Gemeinderatssitzung sich mit de» 
Prinzen und dem Herren Grafen amüsier! 
hätten. Worauf die Stina purpurrot wnck 
und ziemlich gedrückt von dannen schlich 
Schlimmer noch trieb es der Landrat, als 
er nicht lange nachher zur Farrenschau in; 
Dorf kam. Er sprach sich sehr anerkennend 
über die ansehnlichen Hörner des Farren aus, 
tippte dann dein Vorsteher, der neben tfp 
stand, an die Stirn und bedauerte in sehr 
zweideutigen Anspielungen auf den Hintermei¬ 
linger Fürstenlag, daß gewisse helle Zöpfe niihi 
auch nach Verdienst sich desselben herrlich» 
Schmuckes erfreuen dürften.— 
Im übrigen lassen sich auch heute bit 
meisten 'Hintermeilinger, wenn die Rede auf 
jenen denkwürdigen Tag kommt, ihren!Gto| 
und ihre Freude nicht leicht vergällen, und 
wer sichs erlaubte, sie ob ihres Ehrentages mit 
Sticheleien anzuzapfen, der mag leicht er¬ 
fahren, daß er es nicht nur mit treuen Pa¬ 
trioten, sondern auch mit tüchtigen Faust- 
kämpfern ZU tun hat. 
Man sei also auf der Hut. 
Wie aus London gemeldet wird, kam es 
dort im Dury-Lane-Theater zu einer kleinen 
Revolte. Eine wegen ihrer deutschfreundlichen 
Gesinnung bekannte amerikanische Schauspie¬ 
lerin Miß Rogern, sollte als Trägerin der 
Hauptrolle in dem Märchenstück: „Die schla¬ 
fende Schöne" auftreten, aber das gesamte 
Theaterpersonal drohte mit einem Streik, wenn 
die Dame nicht ihre deutschfreundlichen Aeuste- 
rungen zurücknehme. Die Dame verweigert 
das, worauf die Polizei eingriff. Aber c 
ihr gegenüber hielt die mutige Amerikaner!» 
ihre Ueberzeugung aufrecht. Um dem Skan¬ 
dal ein Ende zu bereiten, trat die Miß frei¬ 
willig von ihrem Kontrakt zurück und erklärt, 
nach Amerika heimzukehren. 
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