Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr.... (1916)

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Humoreske von L. Jürgens. 
Nachdruck verboten. 
3L_ 
Um gegen die Glaubwürdigkeit dieser 
Geschichte keinerlei Zweifel auskommen zu 
lassen, möchte ich vorausschicken, daß Hinter¬ 
meilingen weit abliegt vom Rhein, geschla¬ 
gene zwei Stunden von der nächsten Simmel» 
bahn und in einer Höhenlage, in der kein 
Weinbau mehr getrieben wird. Doch ge¬ 
deihen dafür die Kartoffeln unrso reichlicher 
und die vorzügliche Qualität, in der diese 
köstliche Frucht meistens gerät, hat Hinter¬ 
meilingen ziemlich weithin bekannt gemacht. 
Da jedoch dis Natur das Hintermeilinger 
Ländchen außer diesem Segen auf landwirt¬ 
schaftlichem Gebiet mit keinen weiteren Vor¬ 
zügen und Schönheiten bedachte und infolge¬ 
dessen Touristen und .Ausflügler allsommerlich 
in respektabler Entfernung an Hintermeilin¬ 
gen vorbeizogen, so kam es, daß lange Jahre 
der Landrat, der dann und wann mit den 
anderen Herren der Stierkörungskommission 
sich einfand, die fürnehmste Person blieb, die 
das — übrigens etwas holperige — Dorf¬ 
pflaster zu betreten geruhte. 
Bis danii der Tag kam, an dem Hin¬ 
termeilingen — wenigstens für den Amkreis 
von etlichen Meilen — zu einer gewissen Be¬ 
rühmtheit gelangen sollte. 
Jener denkwürdige Tag, ein Sornrtag 
wars im August, ließ sich au wie alle ande¬ 
ren, ohne Kirmesmüsik und Böllerschießen, 
ohne Festgelüute und wehenden Fahnen. Auch 
als man nach dem Gottesdienst in Gruppen 
auf dem Kirchplatz stand, unb das famose 
Erntewetter lobte, ahnte man noch nicht, 
welches Glück im Laufe des Tages der Ge¬ 
meinde widerfahren sollte. Zwar wurde die 
allgemeine Neugierde wach, als zwei elegant 
gekleidete junge Herren von der Straße her ge¬ 
mächlich über den Platz geschlendert kamen, 
inan musterte die beiden von oben bis unten, 
zog im stillen auch eine interessante Parallele 
zwischen den mit akuraten Bügelfalten ver¬ 
sehenen Beinkleidern der Fremden und den 
kräftigen breiten Ballvnhosen, wie sie seit 
Urzeiten hier oben Mode waren, dann aber 
reihte man die beiden mit ein paar schnodde- 
rigen Bemerkungen kurzerhand in die Kate¬ 
gorie der „städtischen Windbeutel" ein uni) 
ging wieder zur Tagesordnung über. 
Im „Gasthof Jodokus Schmitz" brachli 
man der! Fremden etwas mehr Interesse ent¬ 
gegen. Die Stina, die dem einen mit Le« 
Schmarren im Gesicht sofort den Studenta 
ansah und in dem anderen mit dem Mono¬ 
kel vorm Auge etwas ähnliches vermutete, 
empfing sie mit freundlichem Lächeln, 
führte sie in die bessere Stube und bat mit 
einem Hinweis auf das alte, breite Ledersoft, 
man möge sechs recht bequem inachen. 
Während dieser Aufforderung schweigen!) 
Folge geleistet wurde, hatte man Gelegenheit, 
sich gegenseitig einer genügenden Musterung 
zu unterziehen. Die Stina fand, daß der mit 
dem verhauenen Gesicht, dessen Augen nidjt 
unübel lachten und funkelten, der Hübschen 
sei. wogegen der andere mit dem Monokel 
etwas allzu kühn und vornehm dreinschaut. 
Jener konstatierte seinerseits, daß die 'Stina 
trotz ihres bedenklich fuchsigen Haares int 
übrigen ein leidlich nettes Persönchen sei, b« 
dem ein wenig Galanterie sich gewiß lohne 
Was die Herren zu trinken wünsche«, 
frug dann die Stina, nachdem sie unter de« 
Blicken, die zur Hälfte leutselig gönnerhaft 
zur Hälfte lässig vornehm auf ihr ruhten.!« 
schämig rot geworden war, wie es sich für« 
Situation paßte. 
..Eine gute Flasche, bitte," näselte bet 
mit dem Monokel- 
„Rhein oder Mosel?" 
„Mosel!" 
Was an Flaschen im Jodokus Sdjn# 
scheu Keller lag, war zwar alles aus ein und 
demselben Fasse abgefüllt und „Mose!" sowohl 
wie „Rhein" waren beide in einem wemgel 
bekannten Seitentale in der weiteren Umge¬ 
bung Hintermeilingens gewachsen, aber nichts¬ 
destoweniger geschah es. daß die Stina ihre» 
Gästen eine „Hatzenporter Stolzenberger 
vorsetzen konnte. 
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