Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1915 (1915)

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Ferner eroberten die deutschen Truppen bei 
Tirlemont zwei Batterien und eine Fahne 
und machten 500 Gefangene. Tirlemont ist 
eine Stadt in Belgien, Provinz Brabant, an 
der Groß-Eeeten, an der Eisenbahnlinie Brüs¬ 
sel—Herbesthal und an der Straße von Lüt¬ 
tich nach Brüssel gelegen. Es ist eine Fa- 
briks- und Handelsstadt von etwa 18.000 
Einwohnern. 
21. August: Großer deutscher Sieg bei 
Metz. Unter Führung des Kronprinzen von 
Bayern erkämpften Truppen aller deutschen 
Stämme in einer Schlacht zwischen Metz und 
den Vogesen einen Sieg. Der mit starken 
Kräften vordringende Feind wurde auf der 
ganzen Linie mit schweren Verlusten geschla¬ 
gen. Es wurden viele Tausende Gefangene 
gemacht und dem Feinde wurden zahlreiche 
Geschütze abgenommen. Das Schlachtfeld 
nahm einen größeren Raum ein, als jenes 
der Jahre 1870/71 und die gesamte Armee 
in Anspruch. Es wurden mehr als 10.000 
Gefangene, 50 Geschütze erobert. Der Rück¬ 
zug der Franzosen artete in Flucht aus. — 
Nach den: Siege von Metz dringt die deutsche 
Armee mit ungeheurer Stoßkraft in dem Ge¬ 
biete zwischen Verdun und Nancy ununter¬ 
brochen vor in weiteren erfolgreichen Kämp¬ 
fen. Die Heeresleitung setzt alles daran, den 
Rückzug der Franzosen zur Flucht oder gar 
zur Deroute zu gestalten. — Der deutsche Kai¬ 
ser richtete an seine Tochter, die Herzogin 
von Braunschweig, folgendes Telegramm: 
„Gott der Herr hat unsere braven 
Truppen gesegnet und ihnen den Sieg ver¬ 
liehen. Mögen Alle bei uns daheim ihm 
auf den Knien ihr Dankgebet darbringen! 
Möge er auch ferner mit uns sein und un¬ 
serem ganzen deutschen Volke! 
Dein treuer Vater 
Wilhelm." 
21. August: 30 serbische Bataillone wer¬ 
den bei Visegrad geschlagen. — Zersprengung 
einer russischen Brigade bei Sokal durch die 
Oesterreicher. Die österr. Truppen legten neuer¬ 
lich außerordentliche Tapferkeit an den Tag. 
Ein russischer General wurde getötet, ein zwei¬ 
ter verwundet nach Lemberg gebracht. Die 
Zahl der gefangenen und verwundeten Rus¬ 
sen ist sehr bedeutend. Erbeutet wurden sechs 
Maschinengewehre, sechs Feldküchen, zahlreiche 
Wagen mit Rüstzeug, Sättel, Gewehre usw. 
Die russischen Generale Wanowsky und Jwa- 
noff find ihren Verwundungen erlegen. 
22. August: Auf dem russischen Kriegs¬ 
schauplätze erzielt die österreichische Kavallerie 
in Tomaszow, dann bei Turynka, Kamionka- 
Strumilowa große Erfolge, jagt zwei Kosa¬ 
kenregimenter und ein russisches Ulanenregi¬ 
ment in die Flucht, weist den Angriff eine: 
russischen Kavallerietruppendivision zurück uni 
vernichtet eine russische Brigade. — Nördlich 
von Metz wirft der deutsche Kronprinz mi! 
seiner Armee, zu beiden Seiten von Longwi, 
an der Luxemburgischen Grenze vorgehend, 
siegreich den gegenüberstehenden Feind. - 
In Lothringen dringt die Armee unter Füh¬ 
rung des bayerischen Kronprinzen auf der 
Verfolgung des geschlagenen Feindes bis zur 
Linie Luneville-Blamont vor. — Die Trup¬ 
pen die unter Führung des Kronprinzen vo« 
Bayern in Lothringen siegten, haben die Li¬ 
nie Luneville—Blamont—Cirey überschritten, 
Das 1. Armeekorps ist in Luneville einge¬ 
zogen. Die Verfolgung beginnt reiche Früchte 
zu tragen. Außer zahlreichen Gefangenen 
und Feldzeichen hat der an und in den Vo¬ 
gesen vorgehende Flügel bereits 150 Ge¬ 
schütze erbeutet. Die Armee des deutschen 
Kronprinzen hat den Kampf und die Ver¬ 
folgung von Longwy vorwärts fortgesetzt. - 
Besondere Beachtung verdient die Meldung, 
daß eine englische Kavalleriebrigade an de» 
Kämpfen westlich der Maas teilgenommen hat 
Die Briten find also rechtzeitig nach dem Kon¬ 
tinent gekommen, um Zeugen der Niederlage 
ihrer Verbündeten zu sein und dabei selb? 
tüchtige Hiebe abzubekommen. 
23. August: Die siegreichen Kampfe bei 
Visegrad. Die für Oesterreich siegreiche« 
Kämpfe bei Visegrad-Rudo wurden mit großer 
Hartnäckigkeit und Erbitterung geführt. Oester¬ 
reichische Truppen, die sich heldenmütig Ms 
mit bewundernswerter Bravour schlage«,- 
brachten dem Feinde enorme Verluste Bei. • 
Aus dem Umstande, daß in einem .einzige«- 
Schützengraben 500 Tote gefunden wurden, 
kann man schließen, daß die Verlustzahl ans 
Seite der Serben eine überaus große ist. 
Auch die österreichischen Verluste dürfte» 
namhafte sein. Dies ist vor allem dei 
Tollkühnheit und der Todesverachtung zuzri- 
schreiben, mit der sich die österreichische« 
Truppen auf den Feind warfen. Die Offi¬ 
ziere versichern, daß die Soldaten einfach 
nicht. zurückzuhalten sind und daß der Bajo¬ 
nettsturm ihnen die liebste Kampfmethode ist 
25. August: Untergang des Kreuzer; 
„Zenta". Der Kampf fand eine Seemeile 
von der Boche-de Cattaro statt. Die Feindn 
kamen mit neun großen Kreuzern und siebe« 
Schlachtschiffen, darunter zwei der neueste« 
Dreadnouhts namens „Jean" und „Courbek 
Heran. Trotz der Usbermacht kapitulierte d« 
Kommandant der „Zenta", ein geboren« 
Marburger. nicht, sondern fuhr den feind¬ 
lichen Schiffen entgegen und eröffnete in d« 
Entfernung von 1800 Meter ein Feuer Ml
	        
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