zunächst den Feind mal anzusehen. Er ging
zur Grenze und sah auch tatsächlich, wie eine
Abteilung von etwa 50 Kavalleristen wie ra¬
send heranstürmte: sie waren noch etwa 800
Meter entfernt. Da krachte plötzlich ein
Schutz, gleich darauf ein zweiter, dritter und
vierter. Beim vierten Schutz fiel der russische
Offizier, der die Patrouille führte, tot vom
Pferde. Der nächste Schutz warf einen rus¬
sischen Gefreiten tot in den Sand. Als der
siebente Schutz fiel, machte die ganze „Hel¬
denschar" Kehrt und flüchtete eiligst. Und wer
waren die Sieger? Drei deutsche Infanteri¬
sten. die in einem Kartoffelfelde lagen und
deren Feuer ausgereicht hatte, um 50 rus¬
sische Kavalleristen wie die Hasen vor sich
herzusagen.
13. August: Kriegserklärung Englands
an Oesterreich-Ungarn. — England sperrt die
überseeischen Kabel. — Aus Belgien werden
furchtbare Greuel gegen die Deutschen bekannt.
— Minen sind an den englischen Küsten ge-
kegi. — Der deutsche Botschaftsbeamte Dr.
Kattner in Petersburg ist vom Pöbel ermor¬
det worden bei der Zerstörung der deutschen
Botschaft. — Der österreichische Lloyddampfer
„Baron Gautsch", der mittags Lussin grande
verliest, um nach Triest zu dampfen, ist auf
der Fahrt gesunken. Es konnten 130 Per¬
sonen an Fahrgästen und Mannschaften ge¬
rettet werden, zwanzig Leichen wurden ge¬
borgen. Der „Baron Gautsch" war einer
jener eleganten Dampfer, die den Eilverkehr
Triest—Cattaro besorgten. Auf welche Art
sich das Unglück ereignete, ist noch nicht ge¬
klärt.
14. August: Siegreiche Kampfe in Ser¬
bien. Die österreichischen Truppen warfen
am 14. August nach heftigen Kämpfen den
Feind aus einer seit längerer Zeit befestigten
und stark besetzten Aufstellung auf den öst¬
lichen Uferhöhen der Drina nächst Losnica
und Ljesnica. Hier sowohl wie bei Schabatz
wurden am 14. d. M. nachmittags und in
der Nacht zum 15. ds. zahlreiche mit grotzer
Tapferkeit geführte Gegenangriffe der Ser¬
ben abgewiesen. Den 15. August setzten die
österreichischen Truppen die Vorrückung fort.
— Die Einnahme von Schabatz. Ueber die
Kämpfe bei Schabatz geben Kombattanten,
die in der Feuerlinie standen, im „Neuen
Pester Journal" folgende Schilderung: Der
Einnahme von Schabatz gingen Vorpostenge¬
fechte voraus, die überaus schwierig waren.
Es war dem dortigen Kommandierenden be¬
kannt, datz die serbischen Save-Ufergebiete von
überaus starken feindlichen Truppen besetzt
waren, deren Aufgabe darin bestand, mit Ge¬
wehr- und Infanteriefeuer den Uebergang
österr. Truppen über den Fluh zu verhindern.
In Kähnen, auf Plätten und Pontons er¬
folgten kompagnieweiss und stets zur Nachtzeit schei
die Versuche, feindliches Land zu erreichen, sisch
150 serbische Soldaten, welche über die Grenzet
flüchteten, wurden entwaffnet und nach der Rus
Festung Komorn gebracht. Sie sehen sehr flut
herabgekommen aus, die Uniformen sind total schei
zerfetzt. Eine Fahne, zwei Geschütze uns feit
zwei Maschinengewehre wurden erbeutet. Dir Es
Verluste des Feindes sind schwer, auch die me!
österreichischen Verluste sind nicht unbettächt-^ br<
lich, doch fehlen noch Einzelheiten darüber. Gc
— Die montenegrinischen Kräfte, die aus gt
österreichisches Gebiet einzudringen versuchten, sech
wurden allenthalben zurückgeworfen. — Von fck
den beiden oben genannten Orten Losnica wsk
und Ljesnica liegt Losnica an der Drina, ti
dem Grenzflüsse zwischen Bosnien und Ser- Hä
bien, Ljesnica weiter im Lande drinnen, an D>
einem kleinen Nebenflüsse der Drina. Dir Vik
Stadt Schabatz liegt an der Save, und zwar terr
an der Mündung des Flusses Kamitschak in Stö
dieselbe. Es ist eine der wichtigeren Städte gl
Serbiens ünd zählt etwa 11.000 Einwohner- «el
ist der Sitz eines Bischofs, hat ein Unter- mi
gymnasium und unterhält einen starken Han- r
vel mit einheimischen Produkten. Schabas k,
wurde seinerzeit durch den Prinzen Eugen füi »u
die österreichische Monarchie erobert und blick br
einige Jahrzehnte auf Grund des Frieden« gen
von Pafsarowitz in österreichischem Besitz. Auä Dil
Kaiser Josef hat die' Stadt und das alte zösi
Türkenschlotz in dem türkischen Feldzug einge- vo
nommen, dann fiel aber Schabatz ebenso roit visi
Belgrad wieder an die Türkei zurück. In d« de
neuesten serbischen Geschichte wurde Schabas wez
dadurch bekannt, datz die Regierung nach d« Na
Ermordung des Königs Alexander und da Be
Königin Draga die ihr unbequem gewordene« rü
Königsmörder dahin verbannte. — Di< len
deutsche Negierung hat an die französisch risc
und belgische Regierung eine ernste Warnum k
wegen Beteiligung ihrer Bevölkerung a« 3
Kriege gerichtet. — England und Frankrest ml
suchen Italien durch Versprechungen und Dr» 55.
Hungen zu bearbeiten. M
15. August: Teilweises Landsturmauf- lai
gebot in Deutschland. r 3«'
16. August: Kaiser Wilhelm geht zu '
Front ab. — Die russischen Truppen bi- no
ginnen den Abmarsch nach Osten.
17. August: Schlappe deutscher Streit 9™
fräste bei Schirmes. — Lüttich ist nur vo> t?ri
sechs schwachen Friedensbrigaden mit etw« **?■
Kavallerie und Artillerie genommen worden. Per
— Belgien weist die Hand zur Versöhn« M
zurück. — Spanien erklärt strikte Neutra!»
tät. — Die Zarin-Mutter ist auf der Reß yr
durch Deutschland mit unangebrachter Dreß^'
stigkeit aufgetreten. fm