Volltext: Kriegs-Kalender für das Jahr 1915 (1915)

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ihm jäh die Erkenntnis des Geschehenen. — 
„Du. Henry?" fragte er leise, aber heute 
klang es weicher als damals, wie er den 
Schiffbrüchigen ins Boot gezogen hatte. Er 
machte eine krampfhafte Anstrengung, dem 
Bruder die Hand zu reichen; aber jetzt, wo die 
furchtbare Spannung nachlieh, fühlte er einen 
rasenden Schmerz in dem zerfleischten Arm. 
Für einige Sekunden war es still zwi¬ 
schen ihnen, dann stieß Robert leise, zagend 
hervor: „Henry, ich will sehen, ob ich nicht 
eine Heuer nach Ehina krieg, damit ich ein 
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etwas Mathematisches, -i* 
Wie rasch die Zahlen, die man durch fort¬ 
gesetztes Multiplizieren mit derselben Zahl er¬ 
hält, steigen, ersieht man aus folgenden Bei¬ 
spielen: 1. Wie kann inart rasch Millionär 
werden? Man lege am 1. eines Monates 
1 Heller zurück — das werden die meisten 
können — und lege dann jeden folgenden 
Dag so viel dazu, als schon dort ist; also 
am 2. Tage 1 Heller, gibt 2 Heller; am 
3. Tage 2 Heller, gibt 4 Heller und so fort. 
Man ist dann am 28. Tage im Besitze von 
1,342.177 Kronen 28 Heller. Leider sagt der 
Rechner nicht, wo man — noch dazu am 28. 
des Monats — die für diesen Tag nötigen 
671.088 Kronen hernehmen soll. 2. Etwas 
Aehnliches erzählt man von dem sagenhaften 
Erfinder des Schachspieles. Er soll seinen 
König, der ihm eine Belohnung verhieß, ge¬ 
beten haben, ihm auf das 1. der 64 Fel¬ 
der des Schachbrettes 1 Weizenkorn, auf das 
2. 2 usf., auf jedes folgende doppelt so viel 
Weizenkörner wie auf das vorhergehende zu 
legen. Lächelnd gewährte der König die Bitte, 
doch stellte sich bald heraus, daß aller Weizen, 
der je auf der Erde gebaut wurde, nicht hin¬ 
gereicht hätte, diesen Wunsch ganz zu er¬ 
füllen. 3. Zn welchem Betrage wäre ein 
Heller, der zur Zeit Christi Geburt zu fünf 
Prozent Zinseszinsen angelegt wurde, Ende 
1914 angewachsen? Da ein Kapital, das zu 
fünf Prozent Zinseszinsen aussteht, in zirka 
vierzehn Jahren sich verdoppelt, so hätten 
wir diesen Heller, 1914 dividiert durch 14, 
paar Jahre von Hause fortbleibe. — Wer¬ 
det derweil nur glücklich! — Ich glaube, 
ich habe jetzt überwunden. — Und dann, 
laß vergessen sein, was vorher war, — du 
weißt ja, — mein Haß!" Das letzte sagte 
er ganz leise, als schämte er sich, es zu ge¬ 
stehen. 
Leuchtenden Auges ergriff Henry des 
Bruders gesunde Hand und drückte sie herz¬ 
lich. Sie hatten sich ja heute verstanden, 
und begraben war der traurige Bruderzwist! 
das ist nicht ganz 137mal mit zwei zu 
multiplizieren. Das gibt eine 36zifferig! 
Zahl, nämlich 35 Sextillionen 974.90k 
Quintillionen Kronen. Um diese immerhi« 
ganz erkleckliche Summe in Gold auszuprä¬ 
gen, währen 519 Millionen goldene Kugel« 
von der Größe der Erde nötig. Noch raschei 
steigen die Produkte selbstverständlich dann 
wenn man mit größeren Zahlen fortgesetz! 
multipliziert. Zum Beispiel: Wir nehme« 
an, es geschehe um 12 Uhr mittags irgend«« 
^Ereignis, das einen einzigen Augenzeuge« 
hat. Dieser erzählt es in der nächsten Vier¬ 
telstunde drei Personen. Jede von diese« 
erzählen es wieder in jeder Viertelstunde drei 
Personen. Wie lange dauert es, bis die Be¬ 
völkerung der Stadt Wien Kenntnis von den 
Ereignis hat? Da mit Schluß der erste« 
Viertelstunde vier Personen Kenntnis haben 
diese in der zweiten Viertelstunde das Ereig 
nis -an zwölf weitere Personen mitteilen, mit¬ 
hin 16 Personen Kenntnis haben, müsse« 
wir hier immer mit vier multiplizieren. Dies 
ganz einfache Rechnung wird uns zeigen, dal 
nach 11 Viertelstunden, das ist um 3A3 Uh« 
die ganze Stadt Kenntnis von dem Ereign« 
hat. Wenn wir noch in Erwägung ziehe« 
daß -die Bedingungen, ein einziger Augenzeus 
und drei Mitteilungen pro Viertelstunde, zw 
mindesten für den Anfang viel zu niedrig ge 
griffen sind, so finden wir leicht eine Er 
klärung, für die Geschwindigkeit, mit welche 
Gerüchte die Stadt durcheilen. 
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