Volltext: Die evangelische Gemeinde Wallern

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Grieskirchen, Pichl, St. Thomas und Prambachkirchen um Errichtung eines 
Bethauses in Finkelham oder Wallern nicht willfahrt werden könne, da 
die normalgemäße Zahl von 100 Familien oder 500 Personen nicht vorhanden 
sei". 
Schon im September 1782 war aber die Zahl der examinierten Familien 
auf 108 gestiegen, zu welchen noch 20 zur Prüfung angemeldete kamen, so daß 
die Berufung eines Pastors wie die Erbauung eines Bethauses von der 
Landeshauptmannschaft für die «katholische Gemeinde in der Gegend von 
Wallern und St. Marienkirchen bewilligt wurde (23. September). 
Es fehlte nicht an von Behörden, ja selbst von dem Minister Kaunitz 
empfohlenen Predigern (z. B. Kandidat Steinheisser aus dem Ansbachischen, 
H. L. Stallmann von Riddaghausen, Thiele aus Zweibrücken und M. Eisen 
bach von Wankheim), aber die Wallerer suchten ihren Seelsorger selbst und 
fanden ihn in dem von Ortenburg gebürtigen Stadtvikar von Nürnberg Jakob 
Koch, auf welchen sie der „Botensimandl" aufmerksam gemacht hatte. Koch 
erhielt am 2. September 1782 die Berufung als „Seelsorger der neuen Ge 
meinde zu Wallern und Samarey" (St. Marienkirchen), traf am 19. November 
in Wallern ein und hielt daselbst am 1. Dezember (1. Advent) im Preßhause 
des Hietlmayergutes die erste Predigt. 
Noch stand der O r t für das zu erbauende Bethaus nicht fest. 
Geschäftssinn suchte einzugreifen. Lorenz Geymayr, Wirt in Breitwiesen, 
reichte am 23. November 1782 ein Gesuch um Baubewilligung eines Bet- 
und Pastorshauses auf seinem Grunde bei der Landeshauptmannschaft mit 
der Begründung ein, „sein Wirtshaus liege gleichsam im Mittelpunkt der Ge 
meinde, bei seinem Hause sei schon einmal eine Kirche (Kirche zum heiligen 
Ulrich und Stephan) gestanden, er wolle den Grund unentgeltlich hergeben 
und endlich würde leine sehr hoch besteuerte Realität dadurch erleichtert". 
Das Kreisamt Linz verlangte binnen acht Tagen eine Aeußerung hiezu. Sie 
lautete: Die Krenglbacher sind für Breitwiesen, die Wallerer für Wallern, die 
Samareyner aber schlagen Finkelham vor. Am Neujahrstage 1783 erfolgte 
die endgültige Antwort: Die Vorsteher und Gemeindeglieder haben durch- 
gehends Wallern als den Ort erkannt, der im Mittel liegt, weshalb sie um 
Baubewilligung in Wallern auf dem Hietlmayergrund bitten. 
Als das Frühjahr 1783 ins Land zog, begann eine emsige Bautätigkeit. 
Da das geräumige Preßhaus vom Hüttelmeier, in dessen Bretterwände Fenster 
eingeschnitten wurden, zunächst den gottesdienstlichen Bedürfnissen genügte, 
begann man mit dem Bau des Pfarrhauses und der Anlage eines 
Friedhofes. Das nächste Jahr brachte den Bau des Vethauses, das 
in knapp fünf Monaten zur Einweihung am 5. September fertiggestellt wurde 
und hinter dem Altare auch Raum für den Schulunterricht bot, den 
der von Poppenreuth bei Nürnberg berufene Lehrer Leonhard Nadler seit 
dem Sommer 1783 zunächst beim Radbauer in Bergern begonnen hatte. 
So war zwei Jahre nach der Ankunft des ersten Predigers das Kirchen- 
und Schulwesen eingerichtet, hatte die junge Gemeinde in der Aufführung 
dieser Bauten die Feuerprobe der Opferbereitschaft erbracht. 
Es gehl durch Dorn und Hecken. 
In der ersten Begeisterung über die Toleranzbotschaft hatte die Gemeinde 
manche bittere Pille hinabgeschluckt, als aber die Einschränkungen der ur 
sprünglichen Toleranzgesetze immer fühlbarer wurden, erwachte unter der 
Führung des energischen Superintendenten Thielisch von Scharten in den 
einzelnen Gemeinden der Widerstand gegen die Uebergriffe einzelner Be 
hörden und Geistlicher. 
Es mag besonders für die aus evangelischen Landeskirchen kommenden 
Prediger nicht leicht gewesen sein, sich in die gedrückten Verhältnisse der öster 
reichischen Evangelischen hineinzufinden und sich unter das Joch der „do-
	        
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