Volltext: Die evangelische Gemeinde Wallern

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Vergebliches Bemühen. Die Wasserstrahlen konnten infolge der ersten, in 
etwa 6 Meter Höhe befindlichen Verbindungsbalken, den Feuerherd nicht 
erreichen. Qualm und aus der Höhe fallende Glut machten den Aufenthalt 
im Dachraume immer unheimlicher, so daß die Feuerwehr in den Morgen 
stunden den Kampf in Unkenntnis der ungeheuren Tragweite dieses Schrittes 
aufgab. 
Ich saß an diesem Morgen ahnungslos in Scharten bei der Vorbereitung 
für eine Trauung. Da wird Großfeuer in Wallern gemeldet. Auf dem Rade 
jage ich von Sorge und Oststurm getrieben auf dem Bergrücken bis zum 
Pfarrhaus und Kirche nach dem Brande am Morgen des 29. April 1902. 
Roitnerkogel, von wo sich der Blick nach Wallern öffnet und der rauchende 
Turm die Größe der Brandkatastrophe ahnen ließ. 
Nach kurzer Begrüßung der Eltern in den durchglühten, von Brandgeruch 
erfüllten, aber sonst unbeschädigten Räumen des alten Pfarrhauses eilte ich 
zur Kirche. Die Schlauchlinie liegt noch, aber es wird nicht mehr gespritzt. 
Warum? „Es sei zu gefährlich! Eintritt verboten!" Ich muß hinauf! Das Werk 
meines Großvaters und seiner wackeren Gemeinde soll nicht durch Mutlosigkeit 
untergehen. Ueber die engen Turmtreppen rieselt heißes, schmutziges Wasser. 
Ich klettere die letzten Leitern im Glockenraum empor, hebe den Verschluß 
deckel und schaue in eine Hölle von Glut und Qualm. In der Höhe wütet 
unsichtbar das Feuer im Gebälk und je und je fallen Balkenreste herab, 
deren Glut schon schuhtief den Boden bedeckt, der unmöglich trotz Pflasterung 
auf die Dauer diesem Gluthaufen widerstehen kann — und dann— dann sind 
Turm und Kirche rettungslos verloren. 
Ich rufe Freiwillige zur Rettung auf. Sie finden sich sofort und nach 
meiner Weisung ergießen sich wieder Wasserfluten durch die immer nur auf 
kurze Zeit geöffnete Luke in die Glut, bis heißer Wasserdampf und stürzendes 
Gebälk zu raschem Schließen zwangen. Um 1 Uhr mittags wurde mir ge 
meldet, daß das Aussteigtürl durch einen herabgestürzten Balken versperrt sei.
	        
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