Volltext: Die evangelische Gemeinde Wallern

Me evangelische Gemeinde 
Wallern.' 
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Von Superintendent Koch- 
rinnerungen an die Reformakionszeik. 
Schon 815 werden Ort und Kirche Wallern (Adwaldi) genannt. Fünf 
Jahrhunderte später ging die informatorische Woge der Waldenser auch über 
Wallern, loderten besonders in Steyr die schrecklichen Ketzerbrände. Und 
wieder ein Jahrhundert später leuchteten die hussitischen Brandfackeln vom 
Mühlviertel herüber, verblieb noch lange als schreckhafte Erinnerung das 
„Hußausläuten". Noch einmal entschwand ein Jahrhundert, da war die Welt 
endlich reis für eine religiöse Reformation, schlugen dröhnend Luthers 
Hammerschläge in Wittenberg an die Weltenuhr: Deutschland, wach auf! 
Und Deutschland erwachte. Luthers Schriften und Briefe flogen wie ein 
Morgengruß durch die Lande, weithin bis in das letzte Dorf. Da spannen sich 
alsbald allerlei Fäden auch zwischen Wittenberg und Wallern. Zwei Stunden 
westlich von Wallern liegt das Schloß Tollet, dessen einflußreiche Besitzer, die 
Jörger, seit 1525 mit Luther bis zu dessen Tod in regem Briefwechsel standen. 
Am Sonnaoend nach Exaudi 1525 sandte der Reformator M. Michael Stiffel 
mit einem warmen Empfehlungsschreiben nach Tollet. War Stiffel auch 
nur Schloßprediger, die Funken seiner evangelischen Predigt zündeten weithin 
im Lande, zumal auch die benachbarten Schauenberge zu Luthers Gefolgschaft 
zählten und Stiffel auf seiner Rückreise nach Wittenberg als Gastprediger 
durch Wochen auf Ihrer stolzen „Schauenburg" beherbergten. Des lutherischen 
Schloßpredigers Bleiben war nicht von langer Dauer gewesen. 
Während die heiligen Feuer des Evangeliums in pfingstlichem Wehen das 
Volk in allen seinen Schichten erfaßten, stiegen schreckhaft wieder „Ketzerbrände" 
empor, römische Gegenfeuer, in denen das Mittelalter sich noch einmal un 
heimlich und grauenvoll offenbarte. 
So am 16. August 1527 in der zum Gemeindegebiet von Wallern ge 
hörenden Stadt Schärding, wo einer der edelsten Märtyrer der evangelischen 
Kirche, Leonhard Kaiser, den Flammentod erlitt. Der Tod Kaisers, welcher 
eineinhalb Jahre Luthers geistiger Tafelrunde in Wittenberg angehörte, hatte 
Luther aufs tiefste erschüttert und ihm das gewaltigste seiner Lieder „Ein 
feste Burg" entlockt. Stiffel war noch Luthers zuverlässiger Berichterstatter 
über Kaisers Märtyrertod, mußte aber dann die gastliche Herberge in Tollet 
verlassen, um nicht Kaisers Schicksal zu teilen. 
Trotz drakonischer Gesetze vollzog sich aber im Laufe eines Menschenalters 
der Uebergang des Volkes zum Luthertum. 
Der erste evangelische Pfarrer in Wallern ist Erhard Spind ler 
(1556—1604). Ob dieser mit den schwäbischen Landhauspredigern von Linz 
M. Thomas Spindler (1581—1583) und M. Matthias Spindler (1592—1597) 
verwandt war, ist nicht ausgeschlossen, wenn man erwägt, daß von Tübingen 
etwa 50 Prediger nach Oesterreich geschickt wurden und ein in meinem Besitze 
„Luther und das Landl" bei Strauch 
* „Näheres darüber noch in meinem Büchlein: 
L Kren in Leipzig.
	        
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