Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

Besser schien sich der Freiballon zu bewähren, der aber nur nächtliche Fahrt und Landung gestattete. 
Der Ballon hatte eine kugelförmige Gestalt, bestand aus Goldschlägerhaut und hatte einen Durchmesser 
von über acht Meter und eine Kubkraft von rund 150 Kilogramm einschließlich Ballast, so daß die Fahrt 
in ihm nur für eine Person möglich war. 
Die französischen Spione, die 1917 mtt Freiballon gelandet, dann aber bald festgenommen waren, 
hatten vor Antritt ihrer Fahrt eingehenden Anterricht in einer Spionageschule zu London genossen. Sie 
wurden an Kand von Karten mit dem Eisenbahnnetz ihres Erkundungsraumes vertraut gemacht. Ferner 
wurden sie über die Zusammenstellung der Eisenbahnzüge dahin unterrichtet, wie mau Infanterie-, Artillerie-, 
Kavallerietransporte usw. unterscheiden könne. Ihr Hauptaugenmerk hatten sie auf Regimentsnummern 
und auf Aufschriften an Geschützen, Fahrzeugen, Eisenbahnwagen und in Unterkünften zu richten. Auch 
sollten sie Meldung machen über etwaige Flugplätze, Munitionsdepots, Verteidigungsanlagen, Telegraphen- 
knien, Anterkünfte von Stäben, Räumung von Lazaretten usw. Die Meldungen nach Frankreich sollten 
durch Brieftauben, deren Vorrat durch Abwurf ergänzt werden sollte, bewerkstelligt werden. Schließlich 
hatten sie auch noch einen Bahnnachrichtendienst an Ort und Stelle ins Leben zu rufen, dazu zuverlässige 
Bekannte als Späher anzuwerben und sie im Brieftauben-Meldedienft zu unterweisen. 
Im Lause der Zeit wurden die Agenten-Brieftaubenkörbe kleiner und handlicher gestaltet; sie waren 
nur für zwei Brieftauben vorgesehen (Abb. 2),auch wurden den Agenten neue Nachrichtenmittel mitgegeben, 
nämlich kleine Ääutchenballons und Funkentelegraphenapparate. 
Die Meldeballons (Käutchenballons) hatten Kugelform von etwa 60 Zentimeter Durchmesser und 
waren teils aus geöltem dicken Papi/r, teils aus Goldschlägerhaut gefertigt. Die Füllung des Ballons 
konnte an jeder beliebigen Gasleitung erfolgen. Die Meldung wurde zusammengerollt in den Äals des 
Ballons gesteckt. Die Schnur zum Abbinden diente zugleich als Befestigung der Meldung (Abb. 3). Bei 
günstigem Wind wurde der Ballon abgelassen. 
Im Juli 1917 wurde bei St.-Denys (zehn Kilometer südöstlich Kortryk) die Leiche eines belgischen 
Agenten gefunden, der mit Fallschirm nachts von einem Flugzeug abgesprungen war. Reben dem Toten 
lag ein Blechkasten, in dem sich ein ungedämpfter Sender neuester Marconi-Konstruktion befand, dessen 
Reichweite ungefähr 50 Kilometer betrug. Im Laufe des Krieges hat der Gegner manche Anstrengungen 
gemacht, solche Funkentelegraphenapparate in das deutsche Hinterland, zum Teil offenbar auch mit Ersolg, 
einzuschmuggeln. Oft und lange konnte aber mit solchen Apparaten nicht gearbeitet werden, da sie stets 
bald von deutschen Funkstationen entdeckt wurden. Deshalb kam der Gegner immer wieder, und zwar in 
verstärktem Maße, auf das Abwerfen von Brieftauben und auf Zuführung von Käutchenballons an die 
einheimische Bevölkerung zurück. 
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Abb. 2 
Abb. 3
	        
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