Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

was der Gegner bezweckte. Statt daß er uns Schaden zufügte, nützte er uns; spielte er uns doch selbst ein 
wichtiges Glied der Beweiskette in die Äände, die uns seine vielleicht schon vielfach anderweitig gemeldeten 
Osfensivabsichten bestätigte. 
Es ist klar, daß inmitten einer feindlich gesinnten Bevölkerung eine militärische Stelle und noch dazu eine 
solche, über deren Funktionen niemand am Platze genauere Auskunft zu erteilen wußte, das allgemeine Inter- 
esse in verstärktem Maße auf sich ziehen mußte und dementsprechend ein Rätselraten anhub, das der Wahr¬ 
heit in ihrem Kernpunkte ziemlich nahe kam. So blieb es dem Gegner nicht lange verborgen, daß sich in Ant- 
werpen eine „Nachrichtenzentrale" befand, zumal mancher Agent, der der französischen oder englischen Ab- 
wehr in die Äände gefallen war, sich entgegen seinen Instruktionen vor dem hochnotpeinlichen Verhör des 
feindlichen kriegsgerichtlichen Verfahrens zu Geständnissen verleiten ließ, durch die er Strafmilderung er¬ 
hoffen zu können vermeinte. Schon zu Beginn des Jahres 1915 brachte die französische Boulevardpresse 
in sensationellster, echt französischer Aufmachung „Enthüllungen" über den deutschen Nachrichtendienst und 
Feuer! 
wo dieser in Antwerpen sein Quartier aufgeschlagen habe. Besonders „ein mysteriöses Auto", das mit 
heruntergelassenen Vorhängen die Stadt durcheilte, regte die Gemüter der französischen Journalisten zu den 
phantastischsten Vermutungen an. Nach ihrer Ansicht diente es zur Beförderung der „Opfer" des deutschen 
Geheimdienstes, die zu ihrem verabscheuungswerten Gewerbe mit Revolvern und sonstigen Drohmitteln 
gezwungen würden! — In Wirklichkeit hatte es mit diesem Auto eine verhältnismäßig belanglose Bewandtnis: 
Am die Agenten vor feindlichen Späheraugen zu schützen, wurden sie in dem geschlossenen Wagen, sei es 
zum Bahnhof, sei es in die Nähe der verschiedenen Grenzübergangsstellen transportiert. Ebenso häufig war 
aber auch nichts in dem verhängten Auto, das natürlich trotzdem die Aufmerksamkeit der Belgier auf sich zog. 
In solchen Fällen saßen die Agenten nämlich jedermann sichtbar neben dem Wagenführer, als Ordonnanzen 
gekleidet, in deutschem Militärmantel und Mütze. Sie waren den neugierigen Eckenstehern dann aber nicht 
von Interesse. 
Solch untergeordneten Maßnahmen zum Schutze der Agenten kam jedoch keinerlei ernsthaftere Be¬ 
deutung zu; sie wurden innerhalb des großen Systems der persönlichen Sicherungen im Interesse der Agenten
	        
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